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Pokalsieger Stuttgart musste sich Deutschem Meister Schwerin geschlagen geben. (Foto: Tom Bloch | www.tombloch.de)

Pokalsieger Stuttgart musste sich Deutschem Meister Schwerin geschlagen geben. (Foto: Tom Bloch | www.tombloch.de)

Der SSC Palmberg Schwerin ist Supercup-Sieger 2017. In einem klar vom amtierenden Deutschen Meister dominierten Match besiegte das Team von Trainer Felix Koslowski in der TUI Arena in Hannover Vorjahressieger Allianz MTV Stuttgart mit 3:0 (25:17, 25:14, 25:18). Dabei zeigte sich, dass Schwerin in der Bundesliga-Saisonvorbereitung den Schwaben noch gute zwei Schritte voraus ist.

Beide Teams hatten nach der letzten Spielzeit prominente Abgänge zu verzeichnen, auf dem Feld effektiv zu ergänzen waren zu Beginn des Matches auf beiden Seiten im Stamm aber eigentlich nur zwei Spielerinnen. Bei Schwerin die Libera und eine Außenangreiferin, bei Stuttgart ebenfalls die Libera sowie die Zuspielerin. Schnell wurde offensichtlich: Schwerin hatte das „Problem“ mit Greta Szakmáry und Luna Carocci anscheinend besser in den Griff bekommen. Wobei man natürlich auch sagen muss, dass das Zuspiel stets eine neuralgische Position ist, auch wenn Femke Stoltenborg bereits über Stuttgart-Erfahrung verfügt. Doch die Einspielzeit nach den gerade erst zu Ende gegangenen Europameisterschaften war für Stuttgart einfach viel zu kurz.

Nach Michaela Mlejnkovas Lob über den SSC-Block zum 1:0 im ersten Satz, zugleich Stuttgarts letzte Führung für lange Zeit, kam der Schweriner Zug schnell ins Rollen. Nach einem Angriff von Louisa Lippmann über links stand es schnell 1:6 aus Stuttgarter Sicht. Es haperte an einer einigermaßen stabilen Annahme und in der Folge an einem zügig und sauber vorgetragenen Angriffsspiel, nicht selten mit zweitem Ball tief über Neu-Libera Teodora Pusic. Die zu erwartenden Abstimmungsprobleme bei Stuttgart taten ihr Übriges hierzu – auch bei Pusic selbst. Und auf mehr Risiko im Aufschlag zu gehen, wurde genauso wenig belohnt wie ein Zuspielerinnenwechsel auf die eingespielte Pia Kästner, sondern führte an diesem Sonntagnachmittag zu reichlich Aufschlagfehlern auf Stuttgarter Seite. Von der EM noch in Fahrt, sorgten die deutschen Nationalspielerinnen Jennifer Geerties, Louisa Lippmann und Marie Schölzel mit zwei weiteren Breakserien schon bald für einen klaren 24:17-Vorsprung. Ein krachender SSC-Doppelblock gegen den Angriff über rechts von Debbie van Daelen brachte Schwerin schließlich die 1:0-Satzführung.

Von Fehlern gespickter Start für Allianz MTV

Im zweiten Satz wurde es kaum besser, vor allem in der Annahme nicht. Bis zum 6:6 konnte Allianz MTV den Durchgang noch ausgeglichen gestalten. Dann bließen die am Ende Punktstärkste, Louisa Lippmann, und die überraschend stark aufspielende Greta Szakmáry zur Punktejagd, die von Stuttgart nicht zu stoppen war. Bald führte Schwerin mit 14:7. Stuttgarts Trainer Giannis Athanasopoulos reagierte, nahm Renátá Sándor vom Platz und brachte das holländische Jungtalent Nika Daalderop auf Außen, mit der die Annahme nach einiger Karenzzeit auch besser wurde. Doch für Satz 2 war dies leider schon zu spät. Vom 20:14 für Schwerin bis zum Satzverlust, also in der wichtigen Crunchtime, verlor Stuttgart dann sogar fünf Punkte am Stück – und Szakmáry setzte einen schönen Lob über den Doppelblock ins hintere Feld in eine Lücke zum ernüchternden 14:25. Ja, auch die Blocksicherung bei Stuttgart ist noch etwas ausbaufähig, wie der Nachmittag immer wieder zeigte.

Im dritten Satz schien Stuttgart sich gefangen zu haben, zeigte, welches Potenzial – auch ohne die derzeit noch verletzte Diagonalangreiferin Nikoleta Perovic – in dem Team steckt. Ein verwandelter „Danke“-Ball von Team-Kapitänin Debbie van Daelen sowie ein Ass von Nika Daalderop brachte für Stuttgart die 9:6-Führung – und Hoffnung. Was allerdings blieb war die Aufschlagschwäche, sodass die Mecklenburgerinnen schnell wieder dran waren (10:10). Bis zum 15:15 schenkten sich Pokalsieger und Meister nichts mehr. Dann aber blieb Michaela Mlejnková mit einem Angriff an der Netzkante hängen und gleich darauf segelte Molly McCage, die insgesamt einen guten Eindruck hinterließ, unter einem Zuspiel von Femke Stoltenborg hindurch. Dieser doppelte Punktverlust sorgte ad hoc wieder für Verunsicherung auf schwäbischer Seite, den Schwerin meisterlich ausnutze: Angetrieben von den unermüdlichen Lippmann und Szakmáry folgte eine Vierer-Breakserie, wobei der letzte Punkt Stuttgart tatsächlich auch emotional „den Kopf kostete“: Zehnmal wechselte der Ball beim 23:17 von einer Seite auf die andere, mit teilweise spektakulären Rettungstaten, bis die Ungarin den Sack über links mit einem krachenden Longline-Schlag zumachte. Das Match war entschieden, Nika Daalderops Ball an die Antenne ließ die Frauen in Gelb-Blau schlussendlich den ersten Titelgewinn der Saison bejubeln, 25:18.

Eine arbeitsreiche Woche steht nun an

Auf Stuttgarts Trainer Giannis Athanasopoulos wartet nach dem ersten Pflichtspiel der Saison eine arbeitsreiche Woche, will er die EM-Rückkehrerinnen Stoltenborg, Daalderop, Mlejnková und Pusic bis zum Bundesliga-Start am kommenden Samstag in der SCHARRena gegen die Ladies in Black aus Aachen noch besser ins Team integriert bekommen. Die Mannschaft hat das Potenzial auch für größere Aufgaben, keine Frage. Aber hierfür muss noch ordentlich an der Abstimmung, am Timing und gegenseitigen Spielverständnis gearbeitet werden. Aber „Integrativarbeit“ zu Saisonbeginn ist in Stuttgart nichts, was man nicht schon kennen würde. Sorgen sollte man sich am Neckar also mit Sicherheit noch keine machen aufgrund der deutlichen Niederlage in Hannover gegen den Meisterkandidat Nummer 1. Und nicht nur Debbie van Daelen weiß – mit Blick auf den nicht verteidigten Supercup: „Der andere Pott ist viel mehr wert – und uns auch viel wichtiger!“