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Viel hat nicht gefehlt bei Krystal Rivers und Co. zum Punktgewinn gegen Conegliano. Foto: Bildermacher-Sport Jens Körner

Viel hat nicht gefehlt bei Krystal Rivers und Co. zum Punktgewinn gegen Conegliano. Foto: Bildermacher-Sport Jens Körner

Allianz MTV Stuttgart kassiert in der CEV-Champions-League die zweite Niederlage. Beim 1:3 (25:21, 19:25, 20:25, 18:25) gegen die Gäste aus Conegliano halten Konstantin Bitters Schützlinge über die gesamte Spielzeit gut mit, am Ende setzt sich aber die Klasse des Gegners durch.


Es war wieder einer dieser Abende in der SCHARRena, da kitzelte die Sensation schon die ein oder anderen Nackenhaare, da war die Magie aus der Vorsaison wieder greifbar. Mit 25:19 hatte Allianz MTV den ersten Satz gegen die hoch favorisierten Italienerinnen von Imoco Volley Conegliano geholt, hatte begeisternden Volleyball gespielt und die 2147 Zuschauer in der gut gefüllten SCHARRena wiederholt von den Sitzen gerissen. Am Ende reichte es nicht ganz zum Punktgewinn, letztlich erwies sich die Weltauswahl rund um Diagonalangreiferin Isabelle Haak als zu stark. Doch traurig über diesen Ausgang muss man im Stuttgarter Lager bei genauerem Hinsehen nicht sein. Die Italienerinnen waren schlicht den entscheidenden Tick besser. Dementsprechend ordnete auch Jolien Knollema die Partie ein. „Ich bin stolz auf die Mannschaft. Vor allem, dass wir uns den ersten Satz holen konnten und dass wir so gut mitgehalten haben“, meinte die Niederländerin nach der Partie. Auch die Zuschauer in der SCHARRena bewiesen Gespür und honorierten die Leistung des Teams. 

Konstantin Bitter schickte die bewährte Formation aus der Champions-League-Partie gegen Rzesów ins Rennen gegen die Gelb-Blauen aus dem Norden Italiens. Britt Bongaerts begann im Zuspiel, Maria Segura und Jolien Knollema starteten im Außenangriff. Auf Diagonal kehrte Krystal Rivers ins Aufgebot zurück, den Mittelblock bildeten Eline Timmerman und Monique Strubbe. Die Liberaposition bekleidete einmal mehr Roosa Koskelo. Und der Underdog legte in heimischer Halle gut los. Krystal Rivers erzielte den ersten Punkt, dann legte Monique Strubbe direkt das 2:0 per erstem Tempo hinterher. Beim 5:4 entfaltete die SCHARRena erstmals ihre gesamte Lautstärke, als Marie Segura den Ball nach einer langen Rallye ins gegnerische Feld legte. Überhaupt – Stuttgart spielte in diesem ersten Durchgang auf unfassbar hohem Niveau, konnte immer wieder mit zwei Zählern in Führung gehen. Allerdings zogen die Gäste vor allem dank Isabelle Haak immer nach. Krystal Rivers zeigte im ersten Abschnitt ihre ganze Klasse. So pritschte die US-Amerikanerin beispielsweise die Kugel im Sprung weich über den Block ins Conegliano-Feld (14:12). Und dann stand auch noch der niederländische Block bei Allianz MTV, Britt Bongaerts und Eline Timmerman punkteten zum 17:14 und zwangen Gäste-Coach Santarelli zur Auszeit. Bei Conegliano schlichen sich jetzt ein paar Fehler ein, Jolien Knollema hingegen fand im Angriff mehrfach gute Lösungen. Beim 22:17 durch Krystal Rivers reifte im Neckarpark die Stuttgarter Hoffnung auf einen Satzgewinn, diese war wenig später durch einen Übergriff Coneglianos Realität. Da nutzte auch die italienische Challenge nichts mehr, es stand 1:0 und die SCHARRena tobte.

Wie würde der Tabellenführer der italienischen Serie A1 auf diese ja fast schon Majestätsbeleidigung reagieren? Zunächst blockte Krystal Rivers zum 2:2, im Anschluss zogen Haak und Co. aber erstmal auf vier Punkte weg. Doch die Gastgeberinnen ließen sich nicht abschütteln. Jolien Knollema glänzte mit einem ganz starken Angriff, dann erzwang Britt Bongaerts mit bärenstarker Abwehr den italienischen Fehler – nur noch 9:10. Bis zum 11:12 blieb Stuttgart in Schlagdistanz, dann kam aber ein Bruch ins Spiel. Die Annahme wurde vermehrt unter Druck gesetzt, auf der Gegenseite lief das Duo Wolosz/Haak heiß. Schlussendlich zog Conegliano uneinholbar davon, holte sich mit 25:19 den Satzausgleich.

Nichts passiert aus Stuttgarter Sicht, nur musste man schleunigst das Level aus dem ersten Durchgang wiederfinden. Das gelang zunächst auch, Krystal Rivers Abwehr fiel ins Feld und brachte die Halle zum Beben, dann verwertete Britt Bongaerts den zweiten Ball zum 7:5. Auch beim 9:8 lag Allianz MTV noch in Führung, es zeichnete sich aber eine Tendenz ab. Conegliano blieb sehr konstant, hatte eine sehr gute Feldaufteilung und im Angriff in Haak, Robinson Cook und Plummer eben die Extraklasse, auch aus schwierigen Situationen zu Punkten zu kommen. Stuttgart hingegen konnte das Level aus dem ersten Satz nichtmehr auf die Platte bringen. Und so kam es, wie es kommen musste, die Gäste starteten einen 7:2-Lauf und waren weg. Auch die Auszeit von Konstantin Bitter konnten da nicht helfen, das Side-Out der Italienerinnen war zu stabil. Zwar kam man noch einmal auf 19:22 heran, am Ende aber organisierte sich Imoco Volley relativ entspannt die 2:1-Satzführung.

„Dann eben in fünf Sätzen“, proklamierte Hallensprecher Frank Schuhmacher, es bestand ja durchaus die Hoffnung. Allianz MTV war nicht weit weg vom Gegner, wie schon in Rzeszów nicht, es fehlte letztlich auch oft das Glück. Britt Bongaerts wollte mit ihrem Block zum 2:1 nochmals für eine Initialzündung sorgen, es fehlte aber die letzte Durchschlagskraft. Zunächst hielten Coneglianos Fehler die Stuttgarterinnen noch in der Angelegenheit, am Ende kannten die Favoriten aber auch da keine Gnade mehr. Bei Stuttgart fehlte der Glaube, Kelsey Robinson Cook machte dann den Deckel auf die Partie.

Dennoch – Allianz MTV Stuttgart hat einer der besten Mannschaften der Welt mehr als Paroli geboten, sogar den ersten Satz gewonnen. Zu mehr reichte es dann einfach nicht. Dass Conegliano nochmal ein Team von anderem Format ist, zeigte sich auch nach der Partie. Isabelle Haak durfte noch weit nach Spielende Autogramme schreiben und für Fotos posieren. Ihr Pendant Krystal Rivers (Stuttgarts Topscorerin mit 20 Punkten) konnte derweil den Blick schon auf Samstag richten, wenn der Dresdner SC zum Klassiker in die SCHARRena kommt.