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Foto: Jens Körner - Bildermacher Sport

Foto: Jens Körner - Bildermacher Sport

Allianz MTV verliert in der CEV Volleyball Champions League zuhause mit 0:3 (17:25, 22:25, 21:25) gegen Scandicci, kann aber dennoch viel Positives aus dem eigenen Auftritt ziehen. 


Dem Favoriten alles abverlangt, den Stars von Scandicci getrotzt, am Ende steht Allianz MTV aber mit leeren Händen da. In einer bis auf den letzten Platz gefüllten SCHARRena hält Stuttgart gegen die Italienerinnen um die spätere MVP Ekaterina Antropova in zwei Sätzen grandios mit, die Physis und Cleverness des Favoriten macht am Ende der Durchgänge jeweils den Unterschied. Dennoch kann Allianz MTV aus diesem couragierten Champions-League-Abend viel Positives mitnehmen. 

„Ich hatte vor dem Spiel schon Gänsehaut“, sagte Kapitänin Roosa Koskelo am Ende, selbst die Siegerinnen von Scandicci lobten die Atmosphäre im Neckarpark in den höchsten Tönen. Die SCHARRena machte ihrem Namen als Hexenkessel einmal mehr alle Ehre, die Fans von „Stuttgarts schönstem Sport“ brannten ein Feuerwerk auf den Rängen ab. So war schon Festtagsstimmung, bevor die Partie überhaupt begonnen hatte. Und die Spielerinnen auf dem Feld taten ihr Übriges. Mit Breland Morrissette und Kelsey Veltman im Mittelblock, Jolien Knollema und Maria Segura Palleres auf Außen, Krystal Rivers auf Diagonal, Milana Bozic im Zuspiel und Kapitänin Roosa Koskelo als Libera begann Coach Konstantin Bitter gegen den Favoriten. Vor allem eine war von Beginn an regelrecht angezündet. Kelsey Veltman blockte zum 2:4, dann war sie zweimal per Einbeiner erfolgreich. Und als die Kanadierin beim 5:6 mit einem weiteren Block ihren bereits vierten Punkt verbuchte, stand die Halle schon früh Kopf. Auch Krystal Rivers meldete sich dann zu Wort, zementierte den Ball zum 9:10 ins Feld der Gäste, kurz danach war die US-Amerikanerin zum 10:10-Ausgleich zur Stelle. Scandiccis Coach Marco Gaspari hatte vor der Partie vor Stuttgart und der Atmosphäre gewarnt, sein Team behielt in der heißen Phase dann kühlen Kopf. Weil die überragende Antropova immer wieder durchkam, weil Maja Ongjenovic fabelhaft zuspielte und weil die Gäste eben auch das Quäntchen Glück auf ihrer Seite hatten, musste Konstantin Bitter beim 11:17 die Auszeit nehmen. Der erste Satz war damit gelaufen, am Ende holten ihn die Spielerinnen aus der Region Florenz mit 17:25. 

Sie hatten die Muskeln spielen lassen die Gäste - aber jetzt wollten die Gastgeberinnen zeigen, warum sich niemand in Europa bei einer Auswärtsreise in die SCHARRena zurücklehnen darf. Krystal Rivers glich per Ass zum 4:4 aus, besorgte dann tatsächlich die erste Stuttgarter Führung im Spiel - Kelsey Veltman baute diese per Block auf 6:4 aus. Auch Jolien Knollema war drin in der Partie, griff stark zum 8:7 an. Das Bitter-Team hatte jetzt richtig Spaß an diesem Volleyball-Spiel. Krystal Rivers blockte zum 12:10 und zwang Scandicci zur Auszeit, dann konterte Allianz MTV einen Gäste-Lauf. Jolien Knollema blockte zum 15:14, dann servierte Maria Segura Palleres ein Ass. Jolien Knollema wiederum war zum 18:15 erfolgreich und die SCHARRena witterte plötzlich die Chance auf einen Satzgewinn. Nur um wenig später feststellen zu müssen, dass da in den entscheidenden Momenten eben Riesenqualität auf der anderen Seite stand - und alle Kleinigkeiten wahrlich unglücklich gegen die Gastgeberinnen liefen. Die eingewechselte Lucia Varela machte es beim 20:21 nochmal spannend, am Ende besiegelte ein Block gegen Madelyn Robinson Kent das 0:2. 

Und dennoch wurde die großartige kämpferische Leistung vom Publikum in der ausverkauften SCHARRena honoriert, die Haupttribüne peitschte Roosa Koskelo und Co. wie gewohnt zum Seitenwechsel. Krystal Rivers, mit 20 Punkten beste Stuttgarter Scorerin, organisierte dann schnell das 2:0, allerdings konnte sich Scandicci in der Folge wieder einen Vorsprung herausspielen. Beim 10:14 aber hatte der Stuttgarter Mittelblock offensichtlich genug. Erst blockte Lucia Varela zum 11:14, dann legte sie das Ass zum 12:14 nach. Kollegin Kelsey Veltman ließ sich nicht lumpen, blockte die Gäste in die Auszeit. Und dann gelang Lucia Varela per Ass der Ausgleich zum 14:14. Einmal mehr keimte Hoffnung im Neckarpark auf, zumal Allianz MTV nun auf Augenhöhe mit den Italienerinnen agierte. Allerdings hatte man auch in diesem Durchgang wieder einen Durchhänger von zwei bis drei Minuten, der auf diesem Niveau eben eiskalt bestraft wird. Das tat auch Scandicci, am Ende war es wieder ein Block, der den Deckel auf das Spiel machte.  

Und trotzdem gab es Lob von der MVP Ekaterina Antropova, die italienische Nationalspielerin war begeistert von der Stimmung in der SCHARRena und auch von der Stuttgarter Mentalität. „Sie haben nie aufgehört zu fighten“, meinte die Angreiferin. Das sah auch Kapitänin Roosa Koskelo so. Und fügte an, dass man einen großen Schritt im Vergleich zu den vergangenen Wochen gemacht hatte. „Darüber bin ich glücklich“, meinte die Finnin, bevor es in die Kabine ging. Also - keine Punkte in der CL, aber trotzdem jede Menge Positives, das Allianz MTV mit in die nächsten, anstrengenden Wochen nehmen kann.