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Grenzenloser Jubel bei Team und Fans ob des Sensations-Siegs gegen Fenerbahce. Foto: Bildermacher-Sport Jens Körner

Grenzenloser Jubel bei Team und Fans ob des Sensations-Siegs gegen Fenerbahce. Foto: Bildermacher-Sport Jens Körner

Die Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart rocken Europa weiterhin. Im zweiten Spiel der Champions-League-Gruppe D gab es für das Team von Tore Aleksandersen den zweiten Sieg. Das sensationelle 3:2 (25:22, 25:23, 18:25, 22:25, 15:10) gegen den großen Favoriten Fenerbahce Istanbul bedeutet somit auch, dass die Aleksandersen-Schützlinge mit der Tabellenführung ins nächste Jahr gehen.


Als der Service-Winner von Eline Timmerman tief im Istanbuler Feld auf den Boden prallte, da explodierte die SCHARRena. Die Mannschaft tanzte auf dem Feld, während sich der Staff um Coach Tore Aleksandersen fast schon ungläubig in den Armen lag. Und auf den Rängen – da war schon längst Volksfeststimmung. Über fünf Sätze hatten die Zuschauer in der ausverkauften SCHARRena beide Mannschaften großartig unterstützt, die Allianz Mädels wurden von der Euphoriewelle regelrecht angesteckt. Und genauso spielten sie auch in diesen etwas mehr als zwei Stunden im Neckarpark. Wie im Rausch.

Gerechnet hatten mit solch einem Auftritt von „Stuttgarts schönstem Sport“ wohl nur die kühnsten Optimisten. Nach der bitteren Pokal-Heimniederlage gegen Schwerin und dem zähen Auswärtssieg in Erfurt schien der Vorjahresdritte des höchsten europäischen Wettbewerbs zu übermächtig zu sein. Doch, auch schon in Lodz hatten die MTV-Damen gezeigt, wie gut sie zu spielen in der Lage sind, wenn sie befreit und ohne Druck agieren können. Und so startete der Volleyball-Bundesligist, getragen von der Kulisse in der Picke-Packe-Vollen SCHARRena (auch viele türkische Anhänger waren zugegen und sorgten für Hexenkessel-Atmosphäre), mit Elan und Wucht in die Partie. Krystal Rivers, die für Simone Lee in die Startformation rückte (ansonsten baute Tore Aleksandersen auf die Erfurt-Starting-Six), eröffnete den Vorweihnachts-Kracher mit einem sehenswerten Angriff longline und Eline Timmerman legte direkt das Ass nach – die Halle kochte früh. Weil Allianz MTV mit viel Druck aufschlug, kamen die Gäste nicht wirklich zum Zug. Beispiel gefällig? Beim Stand von 8:6 standen bereits drei Asse für die Heimmannschaft zu Buche. Neu-Kapitänin Maria Segura zwang Fener-Coach Terzic bereits früh zur Auszeit (10:6), ihre Teamkolleginnen spielten sich danach regelrecht in den berühmten „Flow“. Die Niederlande-Connection um Britt Bongaerts und Eline Timmerman funktionierte blendend, und Krystal Rivers kam immer wieder durch. Als Maria Segura den Ball nach mehreren spektakulären Abwehraktionen clever ins gegnerische Feld pritschte, da schäumte die Halle im Neckarpark über. Marie Schölzel legte den Einer-Block gegen einen Menezes-Pipe nach und sorgte so für anhaltenden Jubel unter den knapp 2200 Zuschauern (16:9). Und die Gäste? Die wussten sich nur mit dem nächsten Time-Out zu helfen, doch das brachte Allianz MTV nicht aus dem Takt. Im Gegenteil, die Block-Party ging weiter und als dann die eingewechselte Luisa Keller das Ass zum 22:17 servierte und die starke Eline Timmerman wiederum per Block nachlegte, da war die Messe im ersten Satz gelesen. Zwar kam Fenerbahce nochmals heran, doch die spätere MVP Krystal Rivers machte mit dem 25:22 alles klar.

Ja durfte man das denn glauben? Allianz MTV hatte den großen Favoriten im ersten Satz phasenweise klar dominiert – und das Team in den weißen Trikots dachte gar nicht daran, lockerzulassen. Unter gütiger Mithilfe der Gäste konnte man sich schnell auf zwei Punkte absetzen und blieb selbst beim Side-Out stabil. Der Annahmeriegel um Roosa Koskelo und die starke Laura Künzler stemmte sich oft erfolgreich gegen die starken Aufschlägerinnen Istanbuls und dann setzte Britt Bongaerts ihre Angreiferinnen klug in Szene. Beim Stand von 15:14 kam eben angesprochene an den Aufschlag und sorgte dafür, dass sich Allianz MTV entscheidend vom Gegner absetzen konnte. Die niederländische Zuspielerin servierte gut und variabel, dies resultierte in einfachen Punkten durch Krystal Rivers und in der zwischenzeitlichen 17:14-Führung. Überschattet wurde das Volleyball-Fest dann kurzzeitig durch die Verletzung einer türkischen Spielerin (an dieser Stelle gute Besserung), doch auch davon ließen sich die Spielerinnen um Kapitänin Maria Segura nicht aus dem Tritt bringen. Marie Schölzels Einbeiner führten zur 23:20-Führung, ehe Eline Timmerman mit einem cleveren Tip den 2:0-Zwischenstand sicherstellte. Die blaue Wand feierte die Spielerinnen – und das völlig zurecht.

In Satz Drei hieß es dann: Das Imperium schlägt zurück. Angestachelt vom Rückstand und der bisher recht dürftigen Leistung legte der Favorit vom Bosporus jetzt so richtig los. Allen voran Arina Fedorovtseva, die ein ums andere Mal mit krachenden Aufschlägen glänzte. Am Ende hieß es aus Stuttgarter Sicht relativ deutlich 18:25 – und es stand nur noch 1:2.

Doch wirklich beeindruckt zeigten sich die Spielerinnen aus Stuttgart nicht. Weiterhin spielten sie frech und unbekümmert mit. Simone Lee, die für Maria Segura gekommen war, machte ihre Punkte, auch Laura Künzler (unter anderem mit einem Ass zum 8:8) und Eline Timmerman trugen sich regelmäßig in die Scorerliste ein. Und dann war da ja noch Krystal Rivers. Die US-Amerikanerin erhielt meist die schwierigen Bälle, doch die verwertete die Nummer 13 stets souverän und teils auch spektakulär. Bis zum 22:23 war Allianz MTV auf Augenhöhe, doch dann setzte sich Fenerbahce Opet Istanbul ob der größeren individuellen Klasse knapp durch. 2:2-Ausgleich, die türkischen Fans feierten und es stellte sich die Frage: Hatte Allianz MTV den großen Favoriten zwar geärgert, aber würde doch nichts Zählbares bei herauskommen?

Die Antwort lieferte der deutsche Vertreter eindrucksvoll im Tie-Break. Krystal Rivers sorgte per Block-Aus für die erste Zwei-Punkte-Führung und die sofortige Auszeit Istanbuls (4:2). Und es kam noch besser. Weil den „Yellow Angels“ aus der Türkei aus irgendeinem Grund die Nerven flatterten, setzten sie einige Bälle neben das Feld, was zum 7:3 aus Stuttgarter Sicht führte. Als Marie Schölzel eine zu lange Annahme zurück ins Gäste-Feld stopfte und zum Seitenwechsel bat, kannte der Jubel auf den Rängen keine Grenzen. Zwar kämpften sich die Gelb-Blauen von „Fener“ nochmal auf drei Zähler heran, doch Krystal Rivers sorgte für die Vorentscheidung. Und dann kam Eline Timmerman zum Aufschlag. Der Rest war Jubel in Weiß (auf dem Feld) und Blau (auf den Rängen). Wie im Rausch.

So fühlten sich auch alle Beteiligten. Stellvertretend sagte die wie schon in Lodz überragende Laura Künzler: „Wir haben immer an uns geglaubt, wir hatten nichts zu verlieren. Es fühlt sich echt ein bisschen unwirklich an. Aber wir haben geiles Volleyball gespielt und freuen uns unglaublich über diesen Sieg.“

Der nicht eingeplant war. Der zu Weihnachten aber dafür umso süßer schmeckt.

 

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