Allianz MTV steht vor einer historischen Chance. Erstmals kann sich der Stuttgarter Volleyballverein international einen Titel sichern. Im Hinspiel des CEV-Cup-Finals in Istanbul hofft der Bundesligist auf einen Coup gegen die Favoriten von Eczacibasi, um im Rückspiel vielleicht tatsächlich den Traum vom Titel klarzumachen.
Finale. Ein Wort, das bei jeder Person, die in irgendeiner Weise mit Sport verbunden ist, große Vorfreude auslöst. Genau diese Vorfreude herrscht bei den Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart. Nach dem Erreichen des Finales im CEV-Cup, dem bisher größten internationalen Erfolg, steht das Team von Tore Aleksandersen nun vor dem ersten Duell mit dem türkischen Topfavoriten Eczacibasi Dynavit Istanbul. Am Dienstagabend um 17 Uhr deutscher Zeit wollen sich die Mädels vom Neckar im „Eczacibasi Spor Salonu ISTANBUL“ eine möglichst gute Ausgangsposition für das Rückspiel sichern. Und wer weiß, vielleicht ist gegen das Starensemble der Türken sogar mehr als ein erster Achtungserfolg möglich.
Gleich nach der Ankunft in der verschneiten Metropole am Bosporus ging es für Roosa Koskelo und Co. zum Training. Schließlich sollte erstens die Reise aus den Knochen geschüttelt und zweitens die Spannung hochgehalten werden. Denn das Programm der MTV-Damen momentan kratzt naturgemäß an der Substanz. Nach dem Intermezzo in Suhl und dem Gastspiel in der Türkei wartet am Samstag, noch vor dem Eczacibasi-Rückspiel, das DVV-Pokalfinale gegen Dresden. Der Fokus muss also hochgehalten werden. Dass das nicht in jedem Spiel klappen kann, hat der vergangene Samstag gezeigt. Gegen den VfB Suhl bekam Allianz MTV Stuttgart in den ersten beiden Sätzen nie wirklich Zugriff auf das Spiel und musste dieses dann mit einem großen Energieaufwand und einer deutlichen Leistungssteigerung noch in die richtige Richtung biegen. Zwar konnte am Ende der 3:2-Auswärtserfolg bejubelt werden, doch im Stuttgarter Lager ist jedem klar, dass solch ein Durchhänger gegen Istanbul fatale Folgen haben kann. Dementsprechend wird Tore Aleksandersen mit seinem Trainerteam alles daransetzen, dass dieses Mal der Start in die Partie gelingt. Grund zum Verstecken hat der deutsche Vertreter aber keinesfalls. Gerade gegen Busto Arsizio im Achtelfinale hat man gezeigt, dass die Großen durchaus zu ärgern oder gar zu bezwingen sind. Auf jeden Fall können die Stuttgarterinnen im ersten Finale frei aufspielen.
Der Favorit in diesem Finale heißt Eczacibasi Dynavit Istanbul. Die „Tiger“ vom Bosporus wissen nicht nur die Starspielerin Tijana Boskovic in ihren Reihen, mit McKenzie Adams zählt auch eine alte Bekannte aus der Bundesliga zum individuell stark besetzten Kader der Türkinnen. Insgesamt verfügt Dynavit über sehr viel spielerische Qualität, was sich auch in der stark besetzten heimischen Liga zeigt. Diese führt das Team von Headcoach Ferhat Akbas knapp vor Rivale Vakifbank an. Analog zu Allianz MTV kommen auch die Orange-Schwarzen mit dem Rückenwind eines Sieges in das Finale. Gegen Ankara gewannen Boskovic und Co. klar mit 3:0. Und auch durch den diesjährigen CEV-Cup ist der letztjährige Champions-League-Halbfinalist ungefährdet marschiert. In der ersten Runde wurden die Serbinnen von Zeleznicar Lajkovac zweimal mit 3:0 bezwungen, im Achtelfinale ließ man Calcit Kamnik aus Slowenien nicht den Hauch einer Chance. Mehr Mühe hatte man dann gegen Jekaterinburg, hier gab man das Rückspiel (wohl auch aus Rotationsgründen) mit 2:3 aus der Hand. Im Halbfinale machten die Türkinnen kurzen Prozess mit Alba Blaj aus Rumänien. Wie zu Beginn des Turniers von den meisten Experten erwartet, steht also Eczacibasi im Finale des CEV-Cups. Und kann diesen nach 2018 wieder gewinnen. Das hat in Istanbul oberste Priorität. Beste Punktesammlerin im laufenden Wettbewerb ist Tijana Boskovic. Wer auch sonst? Die serbische Diagonalangreiferin kommt in sechs Spielen auf 109 Punkte. Und will auch gegen Stuttgart ihren Anteil zum Erfolg beitragen. Beste Bekanntschaft machte Allianz MTV Stuttgart mit der Nummer Drei der Gastgeber bereits in der letztjährigen CL-Saison. Gerade im Rückspiel drückte Boskovic der Partie mit über 30 Punkten ihren Stempel auf. Übertroffen wurde sie damals nur von Krystal Rivers, die seinerzeit mit 40 Punkten überragte. Beide Spiele gewannen die Türkinnen übrigens mit 3:2 – jeweils nach Satzführung Allianz MTV. Es ist also alles drin für Tore Aleksandersen und seine Mannschaft.
Allianz MTV Stuttgart will die vorläufige Krönung einer bisher überragenden Saison. Dementsprechend geht man voller Vorfreude in das Finalspiel Nummer Eins. Respekt ja, Angst nein lautet das Credo. Denn Volleyball spielen, das kann man auf Stuttgarter Seite auch sehr gut. Und vielleicht kann man im Spor Salonu einen Punkt ergattern, um im Rückspiel eine noch bessere Ausgangsposition zu haben. Wie die Vergangenheit gezeigt hat, in der SCHARRena ist alles möglich.
Zwei Mannschaften, die zurecht im Finale des CEV-Cups stehen. Es ist angerichtet. Der SWR überträgt wieder im Livestream, in der Mediathek auf YouTube. Zu beachten ist, dass die Partie aufgrund der Zeitverschiebung schon am Dienstag um 17 Uhr deutscher Zeit startet.