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Deutscher Meister 2022: Allianz MTV Stuttgart. Foto: Bildermacher-Sport Jens Körner

Deutscher Meister 2022: Allianz MTV Stuttgart. Foto: Bildermacher-Sport Jens Körner

Da ist das Ding. Die Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart sind zum zweiten Mal nach 2019 Deutscher Meister. In überragender Manier setzte sich das Aleksandersen-Team im fünften Finalspiel mit 3:0 (25:14, 25:20, 25:23) gegen den SC Potsdam durch und konnte die Feierlichkeiten eröffnen.


Krystal Rivers brachte den letzten Ball auf den Boden - dann wurde die Kapitänin von ihren Mitspielerinnen auf dem Boden begraben. Die Feierlichkeiten waren eröffnet. Ilka Van de Vyver sprang Co-Trainer Faruk Feray in die Arme, die überragende Simone Lee vergoss vor lauter Freude erstmal ein paar Tränen. Dann rannten die Spielerinnen zu ihren Freunden und Familien auf die Tribüne, bevor knapp zwei Stunden mit der Meisterschale posiert wurde. Kurzum, es war natürlich ein Abend der großen Emotionen. Und irgendwie konnten sie es alle gar nicht so richtig fassen, was ihnen da wirklich gelungen war. Mit einer überragenden Leistung hatte „Stuttgarts schönster Sport“ die Achterbahnfahrt der Finalserie beendet - und sich, gerade im Hinblick auf das fünfte Spiel, verdient zum Meister gekrönt. Es war ein Finale Furioso. Das Aleksandersen-Team überrollte den SC Potsdam im Anfangssatz regelrecht - der Hexenkessel SCHARRena tat sein Übriges.

Nach dem Krimi von Potsdam, als Allianz MTV gar zwei Matchbälle abwehren musste, begannen die Stuttgarterinnen im letzten Spiel der Saison mit einer Änderung - die aber keinen personellen Hintergrund hatte. In der Starting-Six blieb alles beim Alten, aber das Stuttgarter Team spielte in den schwarzen Trikots. Jene Trikots, die in Potsdam zwei Auswärtssiege gesehen hatten. Und Stuttgart begann hoch konzentriert. Angetrieben von der unfassbaren Atmosphäre in der ausverkauften Halle zog der Hauptrundensieger schon zu Beginn alle Register. Simone Lee eröffnete das Finale mit einem starken Pipe, dann baute die US-Amerikanerin selbst die Führung das erste Mal auf zwei Punkte aus (4:2). Als Eline Timmerman danach das Ass zum 8:2 servierte, nahm der Gäste-Trainer Guillermo Hernandez die frühe Auszeit. Und er reagierte früh mit dem Doppelwechsel. Potsdam kam dann im weiteren Verlauf auf 12:10 ran, doch irgendwie hatte man nie das Gefühl, Allianz MTV wäre ernsthaft in Gefahr. Und der Hexenkessel SCHARRena trieb die Spielerinnen weiter an. Beim 15:10 pfiff der Schiedsrichter Übertritt Potsdam - Hernandez stieß das sauer auf. Der Spanier verlor die Fassung und legte sich in der Folge mit dem pfeifenden Stuttgarter Publikum an - die Emotionen waren auf dem Höhepunkt. Und schwappten über, weil Stuttgart die Führung weiter ausbaute. Simone Lee blockte zum 19:12, dann beendete die Nummer Zehn den Satz. 25:14, ein Statement zum Auftakt.

Der Druck Allianz MTVs brachte Potsdam spürbar aus dem Konzept - denn der so stabile Gegner aus Brandenburg machte ungewohnt viele Fehler. So konnte sich Stuttgart auch zu Beginn des zweiten Durchgangs schnell absetzen. Keine Timmerman setzte das erste Tempo zum 11:7, danach schlug Krystal Rivers den Block an. Diese Vier-Punkte-Führung hatte lange Bestand. Allianz MTV Stuttgart ließ sich ob der fehlenden Potsdamer Präzision nicht aus dem Konzept bringen und kämpfte weiter um jeden Ball. Die einmal mehr überragende Roosa Koskelo kratzte jeden Ball raus, MVP Ilka Van de Vyver verteilte grandios - und der Angriff nutzte die Chancen konsequent. Am Ende entschied Eline Timmermans Einbeiner auch den zweiten Satz zugunsten Stuttgarts.

Der dritte Abschnitt begann dann mit einer gelben Karte für Tore Aleksandersen - der Norweger hatte in den Nachwehen einer Challenge mit den Referees diskutiert. Im letzten Satz bäumte sich Potsdam nochmal auf. Beim 4:8 nahm Aleksandersen die Auszeit, seine Mannschaft musste sich Kurz sammeln. Die historische Chance des Doubles vor Augen ließ zum ersten Mal die Präzision etwas nach. Aber die hohe Qualität der Stuttgarter ließ sie wieder herankommen. Mira Todorova ließ die SCHARRena mit ihrem Ass zum 7:8 explodieren, dann pendelte sich der Abstand bei zwei Punkten Rückstand ein. Beim 15:15 gelang dann der Ausgleich - und das Momentum war auf Seiten Stuttgarts. Simone Lee brachte den Gastgeber zum ersten Mal in Front, dann schickte Krystal Rivers Potsdam in die Auszeit. Beim 24:22 durch Krystal Rivers erhob sich die SCHARRena. Und durfte dann den Matchball bejubeln. Die rauschende Party konnte starten. Allianz MTV ist Deutscher Meister 2022! 

Auch an dieser Stelle muss man dem SC Potsdam nochmal allergrößten Respekt zollen. Die Brandenburgerinnen haben Allianz MTV alles abverlangt, hatten gar zwei Championsship-Bälle. Und haben eine grandiose Saison gespielt. Allergrößte Anerkennung vor dieser Leistung.