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MVP-Medaille für Stuttgarts »Abfangjägerin« Roosa Koskelo im zweiten Playoff-Viertelfinale. (Foto: Jens Körner, bildermacher-sport.de)

MVP-Medaille für Stuttgarts »Abfangjägerin« Roosa Koskelo im zweiten Playoff-Viertelfinale. (Foto: Jens Körner, bildermacher-sport.de)


Mit zwei souveränen Leistungen gegen NawaRo Straubing ist Allianz MTV Stuttgart ins Playoff-Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft 2020/2021 im Volleyball der Frauen eingezogen. Dabei machte das Team von Trainer Tore Aleksandersen beim 3:0 (25:12, 25:15, 25:16) am Samstagabend (20. März 2021) in der SCHARRena von Anfang an klar, wer hier die »Herrinnen im Hause« sind, spielte durchweg konzentriert, druckvoll und stabil. Und am Ende hatte bei so viel Angriffspower ausgerechnet die Kleinste (und Defensivste) in der Runde die MVP-Medaille um den Hals hängen – völlig zurecht!


Kennen Sie das Gefühl? Das zweite Playoff-Viertelfinalspiel von Allianz MTV Stuttgart gegen den Tabellensiebten der Hauptrunde der Volleyball-Bundesliga, NawaRo Straubing, war eines jener Spiele, wo sich der heimische Fan von Beginn an niemals Sorgen zu machen braucht, dass die gegnerische Mannschaft das Match noch »kippen« könnte. Zu souverän, konzentriert und jederzeit stabil präsentierten sich die Mädels um Mittelblockerin Jenna Rosenthal auf dem Feld und ließen den Niederbayerinnen von Beginn an keine Chance. Auch die hochgelobte niederländische Diagonalangreiferin von NawaRo, Iris Scholten – immerhin viertbeste Scorerin der Liga – konnte ihr Potenzial zu keiner Zeit der Partie entfalten, endete am Schluss bei gerade einmal neun Punkten für ihr Team. Ein gutes, zuletzt in Stuttgart leider immer seltener gewordenes Gefühl also, das das Selbstbewusstsein der Mannschaft hoffentlich stärkt und aufzeigt, dass noch viel möglich sein könnte für Allianz MTV – wenn man das Leistungsniveau auf dieser Höhe konstant halten kann – auch gegen jetzt kommende stärkere Gegner, die sich im Playoff-Viertelfinale aber allesamt deutlich schwerer getan haben als der noch immer amtierende Deutsche Meister.

Das erste Drittel des ersten Satzes war vor allem geprägt von sehr guten Defensivleistungen beider Teams, die sich zunächst vorsichtig abtasteten. Doch Stuttgarts Aufschlagsspiel, ein zuletzt immer wichtiger werdender Faktor, war von Beginn an druckvoll, die Annahme souverän, das Zuspiel exakt. Vor allem Libera Roosa Koskelo zeigte mit kämpferischer Glanzleistung und spektakulären Rettungstaten in der Defensive gleich, dass Stuttgart hier nicht vorhatte, Geschenke zu verteilen. Vor diesem Hintergrund kam es, wie es kommen musste: Der Druck wurde für das junge Team aus Straubing schon bald zu hoch, eine sensationelle Aufschlagserie mit sage und schreibe neun Punkten am Stück von Maria Segura sorgte dann früh für klare Verhältnisse (16:6). Die Annahme der Mädels um Teamkapitänin Magdalena Gryka geriet zunehmend ins Schwimmen, die Fehlerquote stieg. So war in diesem Satz zur Crunchtime schon mächtig „die Luft raus“, insbesondere auch, weil Krystal Rivers (am Ende mit 18 Punkte einmal mehr Topscorerin der Partie) dann zum Satzende auch noch drei weitere Punkte in Folge von der Aufschlaglinie folgen ließ. Den Satzball zum klaren 25:12 verwandelte schließlich Maria Segura mit einem cleveren Lob über den Straubinger Block (nach eigener, schlechter Annahme), den selbst zwei Blocksicherungs-Abfangjäger in schwarz nicht mehr erreichen konnten. Mit einer Angriffs-Scorerquote von 75% war Segura (neben Roosa Koskelo, die den ganzen Abend stets an der Stelle stand oder grandios dorthin flog, wo es »brannte«, um zu retten) klar auf MVP-Kurs.

Zu Beginn des zweiten Satzes zeigte sich NawaRo etwas erholt, konnte sogar einmal kurz in Führung gehen (4:5). Da Stuttgart aber auf diesem hohen Niveau weiterspielte, stand eigentlich nur die Frage im Raum, wie lange das für den Tabellensiebten in der SCHARRena gutgehen würde. Genau bis zum Stand von 11:9 für Stuttgart hielt Straubing mit; danach war Satz zwei ein Abbild des ersten: Aufschlagserie Michaela Mleijnková (fünf Punkte am Stück, darunter ein sensationeller Ballwechsel mit grandiosen Rettungstaten auf beiden Seiten, den einmal mehr Maria Segura im fünften Angriffversuch über links abschließen konnte), kurze Zeit später Aufschlagserie Segura (drei Punkte) – und schon stand Allianz MTV wieder mit einem Satzball da. Dieser war dann äußerst kurios, konnte Michaela Mlejnková doch tatsächlich noch einen Außenangriff im ersten Tempo souverän über links verwandeln, obwohl die Stuttgarter Annahme verunglückt im Netz gelandet war. Doch mit gedankenschneller Rettungstat hatte Pia Kästner noch eine tiefes Zuspiel (Bagger) realisiert, das die Spanierin perfekt bediente – ein absoluter Hingucker! Auffällig war in den ersten beiden Sätzen auch, dass Stuttgart häufig die Möglichkeit des Hinterfeldangriffs (Pipe) nutzte, da Straubing hiergegen lange Zeit nur einen Einerblock stellte, was nahezu aussichtlos war.

Straubing setzte zu Beginn des dritten Durchgangs alles auf eine Karte, erhöhte das Aufschlagrisiko, um Stuttgarts Annahme mehr zu beschäftigen. Das Ganze war aber hoffnungslos, weil das Team von (Noch-)Trainer Benedikt Frank, der nach Wiesbaden wechseln wird, einfach zu inkonstant spielte, während Stuttgart bei den Side-outs mehr als souverän wirkte. Kaum verwunderlich also, dass am Ende 26 Breakpunkte für Stuttgart zu Buche standen, und nur 4 für NawaRo. Straubing fand zu keiner Zeit Mittel gegen den Stuttgarter Angriff – und was von den Niederbayerinnen angriffstechnisch durchkam, wurde zumeist von der tollen Stuttgarter Feldabwehr abgefischt (wenn es nicht schon zuvor weggeblockt wurde). So reichten im dritten Satz drei kleine Aufschlagserien (die eingewechselte Mira Todorova (3 Punkte), Juliet Lohuis (2 Punkte) und Pia Käster (3 Punkte)), um wieder einen klaren 18:9-Vorsprung zu erarbeiten. Mit den Einwechslungen von Dora Grozer, Athina Papafotiou, Hester Jasper, Lena Große-Scharmann (auch schon im zweiten Satz mal für Krystal Rivers) und Lara Berger durfte am Ende die »zweite Garde« auch noch mal zum Punktesammeln ran und Wettkampfluft schnuppern. Souverän brachte das Stuttgarter Team die Partie zu Ende – für NawaRo endete der Abend dann leider genauso unbefriedigend wie der letzte Ballwechsel einer Saison, mit der man in Niederbayern aber eigentlich trotzdem zufrieden sein dürfte: So wurde der Matchball nicht durch einen Stuttgarter Angriff verwandelt, sondern der Übertritt einer Straubinger Spielerin unter dem Netz brachte die endgültige Niederlage ...

»Auf der heute gezeigten Leistung können wir definitv aufbauen«, zeigt sich Tore Aleksandersen nach dem Spiel zufrieden, während dann doch dem »Abfangjäger des Tages«, Roosa Koskelo, die goldene MVP-Medaille umgehängt wurde. »Das Playoff-Viertelfinale ist immer eine schwierige Sache, weil gegen den Favoriten immer ,Alles oder Nichts‘ gespielt wird – und das kann sehr gefährlich sein, wie man ja in fast allen anderen Viertelfinal-Partien sehen konnte. Ganz besonders vor dem Hintergrund der veränderten Spielreihenfolge aufgrund von Corona!« Dem Norweger ist klar, dass seine Spielerinnen zumindest dieses Leistungsniveau konservieren müssen, um im Halbfinale bestehen zu können. »Aber jetzt sehen wir erst einmal, wer sich am Ende morgen als Gegner für uns durchsetzen wird. Doch wer auch immer es sein wird – wir werden vorbereitet sein!« Eine Rechnung mit Schwerin oder Suhl hat Allianz MTV Stuttgart ja gleichermaßen noch offen ...

 

Starting Six Stuttgart:
Kästner – Mlejnková – Rosenthal – Lohuis – Rivers – Segura  –  Libera: Koskelo (MVP)
 

Starting Six Straubing:
Gryka (MVP) – Provaroni – Norveel – Schweigmann – Scholten – Hölzig  –  Libera: Dreblow