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Auch beim Topspiel-Sieg gegen Schwerin stets präsent: Tore Aleksandersen. Foto: Bildermacher-Sport Jens Körner

Auch beim Topspiel-Sieg gegen Schwerin stets präsent: Tore Aleksandersen. Foto: Bildermacher-Sport Jens Körner

Allianz MTV Stuttgart fügt Schwerin die erste Saisonniederlage zu. Das 3:2 (25:13, 20:25, 25:20, 26:28, 15:12) in der SCHARRena stand aber vor allem im Zeichen von Tore Aleksandersen.


Wie so oft in den letzten Spielen von Allianz MTV Stuttgart war Gänsehaut vorprogrammiert. Dieses Mal vielleicht sogar noch ein bisschen mehr, war es doch das erste Heimspiel in der SCHARRena seit dem Tod von Tore Aleksandersen. Bereits vor dem Spiel wurde es extrem emotional, bei einer Schweigeminute flossen nicht nur bei den Spielerinnen schon Tränen, auch im ausverkauften Rund der SCHARRena war die Trauer spürbar. Im obligatorischen Kreis schwor sich das Team nochmal ein, dann startete das Bundesliga-Topspiel Stuttgart gegen Schwerin. Krystal Rivers fehlte erneut aus familiären Gründen, dafür war wieder Alexis Hart in der Anfangsformation. Und Stuttgart ging in Person von Jolien Knollema und Monique Strubbe schnell mit 3:1 in Führung, dann blockte die in der Anfangsphase höchst präsente Strubbe zum 4:3. Eline Timmerman baute den Vorsprung zur ersten technischen Auszeit dann auf 8:5 aus. Die Gäste konnten den Drei-Punkte-Abstand zunächst halten, gerieten aber zusehends mehr unter Druck. Allianz MTV Stuttgart spielte sehr konzentriert, nahm die Sprungaufschläge von Schwerin souverän an und war auch in der Block-Feld-Abwehr höchst aufmerksam. Und Schwerin machte im Verlauf des ersten Durchgangs auch immer mehr Fehler. Beim 14:8 stellte Maria Segura erstmals auf sechs Punkte vor, diese Führung baute Eline Timmerman dann per Einbeiner auf 21:12 aus. In der Schlussphase glänzte nochmal Rivers-Vertreterin Alexis Hart, ehe Monique Strubbes erstes Tempo die 1:0-Satzführung für Stuttgart besorgte. 

Konstantin Bitters Team konnte daran allerdings nicht wirklich anknüpfen. Einem 0:4-Start setzte der Stuttgarter Cheftrainer schnell die eigene Auszeit entgegen, Jolien Knollema erzielte per Tip den Anschluss zum 1:4. Schwerin war jetzt griffiger, bei Stuttgart schlichen sich zunehmend Fehler ein. Zur ersten technischen Auszeit stand es 3:8, auch in der Folge lief Stuttgart erstmal einem größeren Rückstand hinterher. Zwischenzeitlich keimte Hoffnung auf, durch Alexis Hart und Monique Strubbe kamen die Gastgeberinnen auf 10:14 heran - Gästetrainer Felix Koslowski zog die Auszeit. Dennoch behielt Schwerin die hohe Führung. Bis Maria Segura an den Aufschlag kam. Die Spanierin betrieb mit zwei Assen Ergebniskosmetik, Stuttgart war auf 17:20 dran; hatte sogar die Chance noch mehr Druck zu machen. Aber diese verpassten die Bitter-Schützlinge, der SSC Palmberg holte den Satzausgleich. 

Durchgang drei war dann wieder ein Spiegelbild des ersten Satzes. Schnell führte Stuttgart mit 2:0, dann erhöhte die eingewechselte Jovana Mirosavljevic mit zwei starken Assen in Folge auf 7:2. Maria Segura baute mit schnellem Arm auf 10:3 aus, dann schickte Eline Timmerman Schwerin in die Auszeit. Und die niederländische Mittelblockerin setzte noch einen drauf. Im folgenden Ballwechsel schnappte sich die Nummer 9 einen Danke-Ball und pritschte die Kugel quasi direkt ins Schweriner Feld zurück. Diese wurde lang und länger - und fiel auf der Grundlinie zu Boden. Die SCHARRena wurde endgültig zum Tollhaus, selbst Konstantin Bitter wandte sich grinsend zu seiner Bank um. Stuttgart spielte weiter konsequent, Jovana Mirosavljevic legte ein weiteres Ass zum 18:9 nach, dann war wieder Alexis Hart zur Stelle. Die US-Amerikanerin setzte dann auch den wichtigen Schlusspunkt, nachdem Schwerin nochmal etwas herangekommen war. 

2:1 - und Stuttgart machte einfach weiter. Jovana Mirosavljevic eröffnete mit einem sehr schönen Winkel, ein Bongaerts-Block und ein Hart-Ass bauten die Führung schnell auf 3:1 auf. Schwerin rief beim 4:1 zur Auszeit, doch Allianz MTV zog zunächst weiter davon. Nach einem weiteren Ass von Jovana Mirosavljevic sah Felix Koslowski die gelbe Karte - der Schweriner Übungsleiter hatte den Ball im Aus gesehen. Allianz MTV ließ sich aber nicht beirren, Eline Timmerman blockte zum 12:7. Doch die Leichtigkeit war etwas weg. Zwar beruhigte Alexis Hart die Stuttgarter Nerven mit ihrem Service-Winner zum 19:16, aber entscheidend absetzen konnten sich die Gastgeberinnen nichtmehr. Ein Stuttgarter Matchball wurde abgewehrt, schlussendlich sorgte Indy Baijens mit ihrem Ass für den Tie-Break. 

Eine Entscheidung, die des Rahmens der Partie aber auch würdig war. Die 2251 Zuschauer in der SCHARRena hielt es wie gewohnt im fünften Satz nichtmehr auf den Plätzen, auch bei beiden Mannschaften war der Hunger aufs Gewinnen spürbar. Jovana Mirosavljevic erzielte den wichtigen ersten Punkt per Tip, dann baute Alexis Hart (mit 29 Punkten die beste Scorerin der Partie) die Führung per Pipe erstmals auf zwei Zähler aus (5:3). Schwerin glich aber wieder aus, dann nahm die spätere MVP Britt Bongaerts die Sache in die Hand. Erst griff die Zuspielerin selbst zum 7:6 an, dann blockte sie zum 8:6 - Seitenwechsel. Stuttgart war jetzt auf dem Weg zum Sieg, Schwerin nahm zwei Auszeiten in Folge, diese brachten aber nichts mehr. Eline Timmerman organisierte mit ihrem ersten Tempo den Matchball, den Britt Bongaerts im Drück-Duell mit Jazmine White verwandeln konnte. 

Die SCHARRena bebte, aber nur kurz. Danach wurden Zuschauer wie Spieler erneut von Emotionen überwältigt, als eine Hommage an Tore Aleksandersen über die Anzeigetafel flimmerte. Gefühlschaos im Neckarpark, beide Mannschaften standen Schulter an Schulter und spendeten ihren Mannschaftskameradinnen Trost. Standing Ovations hallten noch lange durch die SCHARRena. Ein Heimspiel bekommt die Halle allerdings noch vor Weihnachten, am 23.12. ist der USC Münster zu Gast.