Berauschender Sieg im Duell der Ungeschlagenen: Die Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart feiern gegen den USC Münster einen 3:0-Heimerfolg (25:20, 25:10, 25:13). Beim nie gefährdeten Sieg vor 1.457 Zuschauern in der SCHARRena ragt vor allem der Block heraus. Zwischenzeitlich hat Coach Tore Aleksandersen noch Zeit, Nachwuchsforschung zu betreiben.
Als nach dem Spiel zur MVP-Wahl gerufen wurde, da waren seitens des Betreuerstabs von Allianz MTV immer wieder Gesten zu sehen, die zum Lächeln aufforderten. Auch das Wort „Smile“ fiel des Öfteren. All diese Signale gingen in Richtung der Spielerin, die in den drei Sätzen zuvor völlig humorlos alle Angriffe des USC Münster im Keim erstickt hatte. Und ähnlich humorlos wollte sie dann wohl auch die Goldmedaille zur besten Akteurin entgegennehmen. Doch dann hellte sich das Gesicht von Mira Todorova schlussendlich doch auf. Die Bulgarin hatte schließlich allen Grund dazu. Ganze zwölf Blockpunkte sammelten die Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart in drei Durchgängen – und die „blaue Wand“ teilte diese auch noch gerecht unter sich auf. Je viermal stellten sich eben Todorova, Juliet Lohuis und Julia Nowicka am Netz auf – und wie von einer Wand prallte der Ball sofort wieder ins Münsteraner Feld zurück. Den Fans in der gut gefüllten SCHARRena gefiel es, sie konnten des Öfteren den Gassenhauer „Mein Block“ anstimmen. Überhaupt stand die Abwehr von „Stuttgarts schönstem Sport“ in fast allen Spielsituationen herausragend. Doch der Reihe nach.
Vor dem Spiel deutete eigentlich alles auf ein enges Duell zwischen den beiden herausragend in die Saison gestarteten Mannschaften hin. Erster gegen den Zweiten, Samstagabend, Heimspiel. Alles war angerichtet für ein Volleyballfest in der SCHARRena. Tore Aleksandersen schickte den gewohnten Annahmeriegel um Hester Jasper, Maria Segura und Roosa Koskelo ins Rennen, auf der Diagonalen begann wieder Lara Berger. Mira Todorova war im Mittelblock gesetzt, neben ihr erhielt Juliet Lohuis den Vorzug vor Eline Timmerman. Im Zuspiel sollte Julia Nowicka die Fäden ziehen. Doch den besseren Start erwischten die Gäste. In einem anfangs zerfahrenen Spiel zog das Team von der Ex-Stuttgarterin Lisa Thomsen auf 2:6 davon – Tore Aleksandersen nahm früh die Auszeit. Danach stabilisierte sich die Mannschaft des Norwegers, Hester Jasper sorgte mit einem erfolgreichen Angriff von außerhalb der Antenne für den ersten Jubelsturm auf den Rängen. Bis zum 11:11 neutralisierten sich beide Mannschaften weitestgehend, doch dann zogen die Mädels in Blau die Zügel an. Lara Berger kam immer besser ins Spiel, der Block stand gut und schließlich sorgte Iris Scholten mit einem Aufschlagfehler für den Satzgewinn der Stuttgarterinnen. Was dann folgen sollte, das konnte keiner der Anwesenden ahnen.
Gleich zu Beginn des zweiten Abschnitts zeigte Julia Nowicka ihre Fähigkeiten und bediente sowohl Juliet Lohuis als auch Mira Todorova für das erste Tempo. So richtig von den Sitzen gerissen wurden die Zuschauer aber beim Ballwechsel zum 5:2. Gleich viermal wanderte der Ball über das Netz, unfassbare Abwehraktionen von Roosa Koskelo, Maria Segura und Hester Jasper inbegriffen. Als Letztgenannte schließlich den Block anschlug und der Ball im Aus landete, war die SCHARRena ein Tollhaus. Und dann stellte sich die Nummer Sechs auch noch an die Aufschlaglinie. Was folgte, war eine der grandiosesten Aufschlagsserien, die die SCHARRena je gesehen hat. Der Stand zu Beginn Aufschlag Jasper: 7:3.
Dann verging dem USC Münster Hören und Sehen. Beim 11:3 nahm Lisa Thomsen die Auszeit – doch auch sie vermochte den Trend nicht zu stoppen. Unsere blonde Niederländerin fühlte sich an der Aufschlaglinie so richtig wohl, Mira Todorova lief im Block heiß und Julia Nowicka zeigte ihre ganze Spielfreude, veredelte diese auch noch mit dem eigenen Angriff zum 16:3. Nach der zweiten technischen Auszeit das gleiche Bild. Unser Sprungwunder schlug auf, Allianz MTV Stuttgart punktete. Mira Todorova und Juliet Lohuis blockten im Duett, Lara Berger brachte den Ball auf den Boden. Beim 19:3 nahm Münster das nächste Time-Out. Und dieses beschlagnahmte zumindest Hester Jaspers One-Way-Ticket am Service. Doch wirklich in Schlagdistanz kamen die in grün spielenden Gäste aus Westfalen natürlich nichtmehr. Hannah Kohn bekam auf Zuspiel noch ihre Einsatzminuten und sorgte mit dafür, dass am Ende des zweiten Satzes ein deutliches 25:10 auf der Anzeigentafel stand.
Satz Drei eröffnete direkt wieder die „Blaue Wand“. Juliet Lohuis blockte zum 1:0. In der Folge punkteten sowohl Lara Berger als auch Mira Todorova gut und sorgten für die erste schnelle Auszeit. Und auch danach wirbelte Stuttgarts Angriff weiter. Die Beste am heutigen Tag, die MVP-Ausgezeichnete aus Bulgarien, glänzte erste mit dem Einbeiner diagonal ins Feld, danach packte sie den Lob aus (11:5). Und schließlich wollte sich auch die nächste Aufschlagsspezialistin nochmal präsentieren. Wie schon im Testspiel gegen Mulhouse zeigte Julia Nowicka etliche Aufschlagsvarianten – Höhepunkt ihr krachendes Ass zum 19:7, welches selbst einer Paola Egonu Anschauungsmaterial liefern dürfte. Zwischenzeitlich hatte die Polin noch Zeit mit klasse Zuspielen Juliet Lohuis zu bedienen. Die Niederländerin bedankte sich herzlich mit dem gefühlvollen Heber. Zum Schluss durfte nochmal die Jugend ran. Hannah Kohn kam zurück und Helena Dornheim durfte ihre ersten Minuten in heimischer Halle absolvieren. Beide konnte dann auch den Matchball erleben. Den besorgte – natürlich – Mira Todorova mit ihrem dreizehnten Punkt per Block.
Schlussendlich war der Sieg gegen Münster eine berauschende Leistung und eine Bestätigung des Aufwärtstrends aus dem Gastspiel in Vilsbiburg. Alles in allem durften die Zuschauer in der SCHARRena eine grandiose Abwehr bewundern, aus der der Block hervorstach. Die junge Garde zeigte sich, gerade Lara Berger mit acht Punkten vertrat die geschonte Krystal Rivers blendend. Die Tabellenführung ist damit weiter fest in Stuttgarter Hand, nächste Woche geht es zum Aufsteiger nach Neuwied. Das nächste Heimspiel in der Liga findet dann am 09.11.2021 gegen den VC Wiesbaden statt.
Tickets für die Spiele gegen Wiesbaden, Schwerin und Suhl gibt es ab Montag, 18. Oktober im Vorverkauf. Die Spiele finden im 2G-Optionsmodell statt.
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