Allianz MTV Stuttgart steht im Playoff-Finale um die Deutsche Meisterschaft im Volleyball der Frauen 2021. Mit zwei vom Endergebnis her klaren 3:0-Heimerfolgen gegen den SSC Palmberg Schwerin drehte das Team von Trainer Tore Aleksandersen zuhause noch den 0:1-Rückstand nach Spielen in der Best-of-3-Halbfinalserie gegen die Norddeutschen. Ohne zu glänzen, aber mit stabiler Annahme, großer Defensivleistung und einem druckvollen Aufschlagspiel, hatte Stuttgart den Gegner im zweiten Match größtenteils gut im Griff, führte während der gesamten Spieldauer am Donnerstag nahezu durchgängig – während Schwerin die gesamte Partie über sichtlich unter einer verunsicherten Annahme litt und dies auch nie wirklich ablegen konnte. Auf Stuttgart wartet nun in der Finalserie (Best-of-Five) der Dresdner SC.
Schon zu Beginn der „Do-or-Die“-Partie am Donnerstagabend, in der auf beiden Seiten dieselben Spielerinnen auf dem Feld standen wie schon tags zuvor in Partie No.2, wurde klar, dass Stuttgart erneut gewillt war, die Schweriner Annahmespielerinnen Alsmeier, Szakmáry und Pogany mit starken Aufschlägen unter Druck zu setzen und dafür hohes Risiko zu gehen. Auf der anderen Seite hatte sich Schwerins Trainer Felix Koslowski diesbezüglich wohl Michaela Mlejnková als Schwachpunkt ausgeguckt. Um es kurz zu machen: Letzteres ging deutlich nach hinten los, die Tschechin spielte äußerst konstant in der Defensive und glänzte zwischendurch immer wieder auch im Angriff, was ihr am Ende sogar die goldene MVP-Medaille einbringen sollte. Der Schweriner Abwehrriegel jedoch bröckelte gleich zu Satzbeginn bedenklich, speziell Lina Alsmeier und Anna Pogany hatten schwerstens zu kämpfen. So konnte Allianz MTV schnell auf 7:3 und 10:4 davonziehen, mit viel erstem Tempo in den eigenen Angriffen (sehr gute Quote insgesamt: 67%). Aber Roosa Koskelo & Co. präsentierten sich auch deutlich konsequenter in der Chancenverwertung als noch tags zuvor. So konnte selbst ein sensationeller Hin-und-Her-Ballwechsel, in dem Marie Schölzel mit einem krachenden Einzelblock gegen die heranfliegende Krystal Rivers den insgesamt fünften Angriffsversuch Stuttgarts zu guter Letzt doch zunichte machte, die Tendenz nicht brechen: Der Vorsprung war für Schwerin einfach nicht mehr wettzumachen. Als dann zu Beginn der Crunchtime auch noch Maria Segura, eh bekannt für ihre Aufschlagstärke, einer Dreier-Serie von der Linie zum 20:13 beisteuern konnte, war der Satz endgültig gelaufen. Kurios: Zwar gingen die nächsten drei Punkte mit Denise Imoudu beim Aufschlag an den SSC – man wehrte sich noch –, doch die erneut souverän wirkende Juliet-Lohuis-Vertretung Jenna Rosenthal konterte, ihr Aufschlagspiel brachte fünf Punkte am Stück, davon ein schneller Aufsteiger von Mira Todorova sowie ein etwas verunglückter Angriff aus dem Halbfeld, den Maria Segura trotzdem durch den Schweriner Dreierblock bringen konnte. Am Ende war es die MVP Michaela Mleijnková, die den Satz mit einem Schnellangriff über links für Stuttgart endgültig auf die Haben-Seite buchte (25:16).
Im zweiten Satz präsentierte sich Schwerin dann stabiler und vor allem angriffsstärker, ging dank eines Schnellangriffs von Hayley Spelman über rechts mit 5:6 dann auch erstmals überhaupt in diesem Match in Führung. Es sollte allerdings die einzige Führung in diesem Durchgang bleiben, auch wenn beide Mannschaften nun auf Augenhöhe agierten – mit sehr gutem Blockspiel auf beiden Seiten, auch wenn dies nur selten zu direkten Blockpunkten führte. Nachdem beide Teams ihre Side-Outs in der Folge recht souverän durchgebracht hatten, schickte sich zur Crunchtime einmal mehr Maria Segura an, diesen Zustand zu beenden. Drei Punkte lang „klebte“ sie an „ihrer“ Aufschlaglinie, weil Jenna Rosenthal mit einem Aufsteiger-Wischer, Krystal Rivers mit einem lässigen Lob über den Schweriner Dreierblock und sie selbst mit einem Ass für das zwischenzeitliche 19:15 sorgten. Eine Vorentscheidung in diesem Satz? Mitnichten, auch wenn sich zwischendurch Jenna Rosenthal noch als perfekte Zuspielerin präsentierte und Misa Mlejnková in einem Spielzug gleich zweimal bediente – der zweite Versuch saß dann zum 21:17. Nachfolgend brachte es dann aber Greta Szakmáry ebenso wie zuvor Segura auf drei Punkte beim Aufschlag, Schwerin war wieder dran. Beide Teams setzten in dieser Phase im Angriff auffällig häufig auf ihre verlässlichen „Diagonalen“, Krystal Rivers und Hayley Spelman. Kurz darauf folgte dann der entscheidende Ballwechsel des Satzes, ein Top-Spielzug mit spektakulären Rettungstaten durch „fliegende Liberas“ sowie fleißiger Blockarbeit auf beiden Seiten, der erst nach einer gefühlten Ewigkeit Hin-und-Her durch einen Mega-Mauer-Block von Mira Todorova und Michaela Mlejnková gegen den inzwischen sechsten Angriffsversuch Schwerins beendet wurde. Die SSC-Abwehr konnte diese Blockabwehr im eigenen Feld nicht mehr kontrollieren und den Ball nicht mehr übers Netz bringen, Satzball Stuttgart. Ein Schnellangriff von Maria Segura über links im 1.Tempo brachte gleich danach die Entscheidung: 25:22.
Auch im dritten Satz konnte Allianz MTV Stuttgart sich gleich etwas absetzen, klar dominiert von der besten Scorerin der Volleyball Bundesliga, Krystal Rivers. Drei der ersten fünf Punkte für Stuttgart gingen auf das Konto der 26-jährigen US-Amerikanerin. Dabei schlug sie selbst auf und versenkte einen tollen Angriff nach eigener Annahme im ersten Tempo über rechts longline – genau durch den Zweierblock Schwerins, 5:3. Hayley Spelman egalisierte kurze Zeit später mit ihrem Drei-Punkte-Aufschlagspiel diesen Vorsprung leider wieder. Fortan hatte Stuttgart zwar immer leicht die Nase vorn, konnte sich aber nicht wirklich absetzen. Bei einer weiteren Ballwechsel-Schlacht ging der Spielball erneut mehr als zehnmal übers Netz, ohne den Boden zu berühren. Zuletzt waren die Schwerinerinnen die Glücklicheren und machten das 13:14. Und dann war es plötzlich wieder da, das Annahme-„Chaos“ bei den Norddeutschen. Viel zu flach kamen die Receptions zu Zuspielerin Denise Imoudu, ein präzises Stellen wurde unmöglich, die Angriffe verpufften entsprechend in der Stuttgarter Defensive und kamen schnurstracks als verwandelte Allianz-MTV-Punkte zurück. Da half auch eine Block-Touch-Challenge von Trainer Felix Koslowski nicht, die abgewiesen wurde. Bei Aufschlagspiel Mlejnková sammelte Stuttgart vier Punkte am Stück, enteilte auf 19:13, eine Vorentscheidung. Allianz MTV konnte den 6-Punkte-Vorsprung halten, auch dank eines weiteren starken Aufschlagspiels von Maria Segura in der absoluten Crunchtime, das die Schweriner Defensive vollkommen überforderte (24:18). Dreimal konnte Schwerin mit dem Mute der Verzweiflung dann noch Matchbälle abwehren. Doch schließlich verwandelte Kapitänin Krystal Rivers das perfekte Zuspiel von Pia Kästner, die den Ball nach einem Netzroller noch etwas verquer zugespielt bekommen hatte, über rechts kompromisslos diagonal geschlagen im Schweriner Feld zum 25:21 und versank in einer Jubeltraube aus Schwarz-Blau.
Für den SSC Palmberg Schwerin reicht es also nicht auch noch zum dritten Titelgewinn in dieser Saison, das „Triple“ ist für Lina Alsmeier & Co. passé. Mit Dresden und Stuttgart stehen somit die eigentlich dominierenden Teams der diesjährigen Spielzeit im Finale um die Deutsche Meisterschaft, einen Favoriten nach den zuletzt gezeigten Leistungen zu benennen, fällt schwer. „Der Dresdner SC ist für uns jetzt noch die maximalste Hürde, die es zu nehmen gilt, wollen wir den Titel erneut an den Neckar holen“, ist sich Tore Aleksandersen der großen Herausforderung bewusst. „Aber wenn wir dauerhaft ein Leistungsniveau abrufen können wie beim Hauptrunden-Rückspiel gegen des DSC vor kurzem im Februar in der SCHARRena und unsere Chancen im Angriff noch konsequenter nutzen, dann ist definitiv alles möglich! Ich vertraue auf meine Spielerinnen und wir werden gut vorbereitet sein.“ Denn eines darf man nicht vergessen, auch wenn es vielleicht etwas in Vergessenheit geraten sein sollte: Stuttgart hat in dieser Saison noch kein Spiel UND keinen Satz gegen Dresden verloren ...
Starting Six Stuttgart:
Kästner – Mlejnková (MVP) – Rosenthal – Todorova – Rivers – Segura – Libera: Koskelo
Starting Six Schwerin:
Imoudu (MVP) – Szakmáry – Schölzel – Barfield – Spelman – Alsmeier – Libera: Pogany