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Maria Segura war die emotionale Leaderin auf dem Feld. (Foto: Moritz Bosold)

Die Damen von Allianz MTV Stuttgart bleiben in der Liga ungeschlagen. Und verteidigen somit auch erfolgreich die Tabellenspitze. Der 3:1 (25:15, 25:20, 18:25, 27:25) Erfolg gegen die Ladies in Black war zwar schlussendlich verdient, allerdings ist das Ergebnis auf dem Papier deutlicher, als es der Spielverlauf war. Die Geschichte von eigentlich zwei Spielen in diesem Match und drei Rückkehrerinnen.

Das Heimdebüt für Erik Reitsma als Headcoach war auch gleichzeitig das letzte Heimspiel für Allianz MTV Stuttgart in diesem so wechselhaften und komischen Jahr 2020. Dementsprechend wollte man also alles daran setzen, die drei Punkte in Stuttgart zu behalten. Dass die Aachener, immerhin mit der Empfehlung eines Heimsieges gegen Schwerin angereist, dies naturgemäß verhindern wollten, ist selbsterklärend. Insofern war also ein spannendes Spiel zu erwarten.

Dennoch konnte man sich im ersten Satz nur verwundert die Augen reiben. Von Beginn an brannte das Team um Zuspielerin Pia Kästner ein Feuerwerk ab. Beim Stand von 4:0 musste Gäste-Coach Eelco Beijl seine Mannschaft zum ersten Mal an der Linie zusammenholen, um sie aufzuwecken. Doch auch nach der frühen Auszeit dominierte die Stuttgarter Six das Spiel nach Belieben. Und es klappte auch, was in den letzten Wochen vielleicht ein bisschen gehakt hatte. Die Annahme um Maria Segura präsentierte sich stabil, vorne diktierte Pia Kästner das Spiel, und von der Aufschlaglinie übte Juliet Lohuis Druck aus. So schickte Mira Todorova die Ihren mit einem Einbeiner zur ersten technischen Auszeit. Es stand 8:2. Und auch in der Folgezeit lief bei Stuttgart viel, bei den Ladies in Black wenig bis gar nichts. Viele technische Fehler gab es bei den Aachenern zu bemängeln, bei Stuttgart meldete sich zu allem Überfluss auch noch der Block an (12:4). Nun bekam man auf Stuttgarter Seite eine bärenstarke Lena Große Scharmann zu sehen (beste Punktesammlerin im ersten Satz), die vor allem in dieser Phase dem Spiel ihren Stempel aufdrücken konnte. Die Aachener Bank wurde zunehmend lauter, Ex-Stuttgarterin Jana-Franziska Poll wurde viel gesucht. Allein es half nicht viel. Einzig die früh eingewechselte Maddie Haynes konnte auf Seiten der Ladies zumindest punktuell Impulse setzen. Schlussendlich war es aber Michaela Mlejnkova, die das letzte Wort nach nur 23 Minuten hatte. Mit Auge legte sie den Ball ins verwaiste rechte Aachener Feld – das 25:15 besiegelte die 1:0 Satzführung. Die erste Geschichte des Spiels war erzählt.

Denn wer sich nun auf einen Durchmarsch der Damen vom Neckar eingestellt hatte, der lag falsch. Die Gäste waren nun so richtig drin in der Partie. Beim 5:10 sorgte Jana Poll mit einem Pipe für den ersten größeren Rückstand, kurz darauf bat Erik Reitsma zur ersten Stuttgarter Auszeit an die Seitenlinie. Dann schlug die Stunde von Lena Große Scharmann. Mit einer Serie zwang sie erst Aachen in die Auszeit (11:13), den Ausgleich zum 13:13 besorgte sie mit einem Ass höchstselbst. Nun meldete sich auch der Block wieder, allen voran Mira Todorova brachte die Ladies zur Verzweiflung. Weil auch Maria Segura ihre Rolle als emotionale Leaderin wie immer großartig ausfüllte, stand schlussendlich der Satzball beim 24:20 an. Und wieder war es unserer Nummer 16 Michaela Mlejnkova vorbehalten, nach feinem Zuspiel von Juliet Lohuis (!) das 2:0 einzutüten.

Zum Start des dritten Durchgangs wechselte Erik Reitsma erstmalig. Athina Papafotiou feierte auf Zuspiel ihr Comeback, Dora Grozer sollte Michaela Mlejnkova entlasten. Doch dann kam ein Bruch ins Spiel der Gastgeberinnen. Analog zum vorangegangenen Satz erwischten wieder die Gäste den besseren Start. Viele Eigenfehler auf Seiten von Allianz MTV und stabilere Ladies ließen den Rückstand schnell auf 7 Punkte anwachsen (3:10). Auch die nachfolgende Auszeit half nicht viel. Weil sich Kristina Kicka und Maddie Haynes warmschossen, Rückkehrerin Annie Cesar immer mehr die Finger an die Bälle bekam, und Mareike Hindriksen im Zuspiel ihren Rhythmus fand, drohte der Satz den Stuttgarterinnen unter den Augen ihrer angeschlagenen Kapitänin Krystal Rivers zu entgleiten.

Zwar kamen zum Ende dieses Satzes Dora Grozer und Athina immer besser ins Spiel. Erstere wusste mit einigen schönen Angriffen zu gefallen. Dennoch war Aachen, denen zwar gelegentlich das Glück zur Seite sprang, in dieser Phase die bessere Mannschaft. Folgerichtig verwandelte Eline Timmermann den Satzball zum 25:18 für die Ladies. Nur noch 2:1. Eigentlich verwunderlich, wie man nach zwei derart starken Sätzen das Spiel noch so spannend machen kann.

Der vierte Durchgang entwickelte sich dann zu einem echten Hitchcook. Wieder erwischten die Stuttgarterinnen den schlechteren Start (1:4). Doch in den wichtigen Momenten war der Block, und vor allem Maria Segura zur Stelle. Die Spanierin (16 Punkte), später auch als MVP ausgezeichnet, nahm das Heft in die Hand, und riss das Team mit. Es war nun eine enge Partie. Keine Mannschaft konnte sich entscheidend absetzen – bis sich beim 14:17 die Gäste so ein bisschen davonschlichen. Doch Michaela Mlejnkova und vor allem Pia Kästner, mit zwei Geniestreichen hintereinander, führten ihr Team auf einmal zu einer 21:20 Führung. Nun wogte das Spiel regelrecht hin und her, beim Stand von 22:23 wurde Erik Reitsma in der Auszeit laut. Es half zunächst nur bedingt. Beim Stand von 23:24 sah sich Stuttgart bei eigenem Aufschlag einem Satzball entgegen. Doch der Block war krachend zur Stelle. Schließlich sicherte Juliet Lohuis bezeichnenderweise mit einem Service-Winner die drei Punkte.

Abschließend stehen aber der insgesamt verdiente Heimsieg, sowie die Verteidigung der Tabellenführung zu Buche. Auch Erik Reitsma war insgesamt zufrieden mit dem Auftreten seiner Truppe. „Insgesamt bin ich zufrieden, wir haben sehr viele vielversprechende Ansätze gezeigt, auch das, was wir angesprochen haben. In manchen Momenten fehlt aber so ein bisschen der letzte Kampfgeist. Daran wollen wir arbeiten.“

Viel Zeit bleibt nicht, bereits am Mittwoch steht das Spiel in Suhl an. Und dann kommt ja auch bald die Champions League. Es stehen auf jeden Fall aufregende Wochen an. „Wir freuen uns sehr auf die Wochen, gerade mit den Hammerteams in der Champions League“, sagte Maria Segura, bevor sie in der Kabine verschwand. Umso besser, dass man das letzte Heimspiel siegreich gestalten konnte.

 

Starting-Six Stuttgart:

Kästner – Mljenkova – Todorova – Lohuis – Große Scharmann – Segura (MVP) – Libera: Koskelo

Beste Punktesammler: Segura (16), Mlejnkova (16), Große Scharmann (16)

 

Starting-Six Aachen:

Hindriksen – Kicka – Herelova (MVP) – Timmerman – Poll – Haynes – Libera: Cesar

Beste Punktesammlerinnen: Kicka (18), Poll (14), Haynes (14)