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Die Mittelblockerinnen von Allianz MTV Stuttgart hatten ihre Freude an Zuspielerin Athina Papafotiou. (Foto: Moritz Bosold)

Die Mittelblockerinnen von Allianz MTV Stuttgart hatten ihre Freude an Zuspielerin Athina Papafotiou. (Foto: Moritz Bosold)

Allianz MTV Stuttgart hat die „Pflichtaufgabe“ in eigener Halle gelöst und die Tabellenführung in der Volleyball Bundesliga mit einem klaren 3:0-Sieg (25:17, 25:19, 25:16) gegen Nawaro Straubing verteidigt. Auch wenn auf beiden Seiten die punktstarken Diagonalangreiferinnen die MVP-Medaillen für das Match einheimsten, so war zumindest auf Stuttgarter Seite jemand ganz anderes der heimliche „Star“: Immer wieder setzte Zuspielerin Athina Papafotiou ihre Mittelblockerinnen mit perfekten schnellen Aufsteigerbällen in der Mitte oder über Kopf (für den Einbeiner) in Szene. Straubing bekam dies abwehrtechnisch überhaupt nicht in den Griff – und Stuttgarts Mittelblockerinnen punkteten für einen 3:0-Sieg unverhältnismäßig stark.

Dass auf Stuttgarter Seite am Samstagabend im Match gegen Nawaro Straubing die „zweite Reihe“ auf dem Feld stand, kann man eigentlich so gar nicht sagen. Denn im Vergleich zu den Vorjahren präsentiert sich der Kader von Allianz MTV deutlich ausgeglichener. So war es dann wohl eher eine „alternative Aufstellung“ die Trainer Giannis Athanasopoulos in der SCHARRena als Starting Six aufs Feld schickte. Die Führungsspielerinnen Krystal Rivers, Michaela Mlejnkova und Juliet Lohuis erhielten eine Auszeit in derzeit stressigen Wochen, wo quasi an jedem dritten Tag ein Pflichtspiel ansteht. Straubing wiederum meldete für das Match im Prinzip nur eine Rumpftruppe, hatten sich doch Stammzuspielerin Magdalena Gryka am Oberschenkel und Mittelblockerin Sandra Szaboova am Rücken verletzt. Doch kämpferisch und mit starker Blockarbeit konnten die ersatzgeschwächten Niederbayerinnen im ersten Drittel jedes Satzes sehr gut mithalten, in denen Stuttgart (wie übrigens meist auch mit der „Normalbesetzung“) doch eher noch Anlaufschwierigkeiten hatte. Aber je länger die Sätze dauerten, desto klarer wurde die Sache. Vor allem in der Crunchtime. Im ersten Satz zeichnete sich immer wieder Außenangreiferin Dora Grozer als Punktelieferantin aus, auch wenn man ihr (und Kollegin Maria Segura) weiterhin noch etwas mehr Durchschlagskraft im Abschluss wünschen würde. Bei Aufschlag von Lena Große Scharmann punktete Stuttgart zur Satzmitte dreifach in Folge, davon ein Ass, das für die Diagonalangreiferin wie ein „Startschuss für mehr“ wirkte. Und so war Allianz MTV Straubing plötzlich deutlich auf 17:11 enteilt. Stuttgarts „Motor“ war jetzt warmgelaufen, der Block dämpfte Nawaros Angriffsdruck immer wieder herunter, während die eigenen Aufschläge und variablen Angriffe die bayerische Abwehr mehr und mehr unter Druck setzten. Am Ende stand nach einem Straubinger Longline-Angriff über rechts, der knapp am Stuttgarter Block vorbei und seitlich ins Aus segelte ein 25:17 auf der Anzeigetafel in der SCHARRena. Und Stuttgarts „Küken“ Lara Berger hatte auch noch etwas Einsatzzeit gesammelt.

Auch im zweiten Satz gestaltete Nawaro Straubing das erste Spieldrittel ausgeglichen, immer wieder angetrieben von ihrer Punktstärksten, der Niederländerin Iris Scholten. Dass auf Stuttgarter Seite aber Zuspielerin Athina Papafotiou einen „Sahnetag“ erwischt hatte, wurde nun immer deutlicher. Die Griechin setzte ihre Angreiferinnen perfekt in Szene, die jedoch ihre Chancen manchmal nicht konsequent genug nutzten. Äußerst auffällig war dabei, wie häufig (und immer selbstbewusster) die 31-Jährige gerade die schwierigen Bälle spielte. Und so schlugen auf Straubinger Seite in regelmäßigen Abständen schnelle kurze Aufsteiger durch die Mitte oder Überkopf zugespielte Bälle für den „Einbeiner“ ein. Kein Wunder also, dass vor allem bei den Mittelblockerinnen auf Stuttgarter Seite ein immer größeres Strahlen im Gesicht zu erkennen war. Straubing bekam diese Angriffe während des gesamten Matches überhaupt nicht in den Griff. Und so sammelte der Stuttgarter Block zwar insgesamt nur vier direkte Blockpunkte – aber insgesamt 18 Angriffspunkte! Ein hoher Wert für ein 3:0-Match ... Und jede Mittelblockerin kam auf eine Angriffseffizienz von mehr als 50% (ungewöhnlich). Papafotiou fing dann auch noch selbst an zu punkten, versenkte zwei „Bauerntricks“ innerhalb von nur fünf Minuten im gegnerischen Feld. Mit einem „Pipe“ von Lena Große Scharmann ging es mit 16:13 in die zweite technische Auszeit, und danach war es wie schon im ersten Satz eine Aufschlagserie von Allianz MTV, die Straubing endgültig auf die Verliererstraße brachte. Vier Punkte von der Linie von Maria Segura – und es war wieder Zeit, Lara Berger einzuwechseln! Und auch Juliet Lohuis kam jetzt doch noch auf den Platz, wollte sich das „Fest für Mittelblockerinnen“ anscheinend nicht entgehen lassen! Und, wie gerufen: Papafotiou lieferte ihr den Einbeiner über Kopf – und der Satz ging mit 25:19 an Stuttgart.

Nichts Neues im dritten Durchgang – außer dass Stuttgart zu Beginn erstmals überhaupt einem Rückstand hinterherlaufen musste (6:8). Doch in der Mitte des Satzes kam Straubing dann gehörig unter die Räder, musste eine Drei- und eine Fünf-Punkte-Serie bei Aufschlagspielen von Maria Segura und Lena Große Scharmann verkraften. Allianz MTV beherrschte das Match jetzt klar – und Juliet Lohuis nutzte das „Schaulaufen“ der Mittelblockerinnen auch noch genüsslich mit zahlreichen Punkten aus. Lara Berger, erneut eingewechselt, gelang am Ende noch ein sehenswerter Punkt über links, und Lena Große Scharmann schloss den wohl sehenswertesten Ballwechsels des Abends nach toller Abwehrarbeit auf beiden Seiten im vierten Angriffsversuch für Stuttgart mit einem sehenswerten Longline-Ball ins hintere Eck ab. Ein kopfschüttelndes Lachen bei allen auf dem Feld verursachte dann der erste Machball beim Stande von 24:14 für Stuttgart: So flog Jenna Rosenthal doch tatsächlich unter einem Kurzangriffball von Athina Papafotiou hindurch – Timing-Fehler beim Zuspiel, Punkt für Straubing. Man traute seinen Augen kaum. Doch mit einem schnellen Angriff über rechts beendete Lena Große Scharmann kurze Zeit später mit ihrem insgesamt zwölften Punkt das inzwischen ungleiche Match.

Stuttgarts Sportdirektorin Kim Renkema konnte mit dem Ergebnis gegen einen Gegner, mit dem man seit Jahren „ein sehr gutes Verhältnis hat“, zufrieden sein! Immerhin stehen mit Marie Hänle und Janna Schweigmann zwei ehemalige Stuttgarter Nachwuchsspielerinnen im Kader von Straubing – und auch Lena Große Scharmann und Frauke Neuhaus (heute: VC Wiesbaden) sammelten bei den Niederbayerinnen erste Bundesliga-Luft. „Wir mussten auch vor den ersatzgeschwächten Straubingerinnen sehr achtsam sein“, berichtet die Niederländerin, „schließlich haben die Ende Oktober zuhause Schwerin beinahe besiegt! Aber jetzt sind wir doch überglücklich, denn mit vier Siegen in vier Spielen innerhalb von zwei Wochen gegen sehr starke Gegner (bei nur einem verlorenen Satz) war nach der ungewollten Corona-Quarantäne-Pause nun wirklich nicht zu rechnen!“

Starting Six Stuttgart:
Papafotiou – Grozer – Todorova – Rosenthal – Große Scharmann (MVP) – Segura –  Libera: Koskelo
 

Starting Six Straubing:
Kettenbach – Provaroni – Norveel – Schweigmann – Scholten (MVP) – Hölzig –  Libera: Dreblow