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Maria Segura Palleres und Allianz MTV müssen sich in Aachen ordentlich strecken. Foto: Ladies in Black Aachen

Maria Segura Palleres und Allianz MTV müssen sich in Aachen ordentlich strecken. Foto: Ladies in Black Aachen

Allianz MTV siegt im Tie-Break in Aachen. Beim 3:2-Auswärtserfolg in NRW gibt das Bitter-Team zwar ein 2:0 aus der Hand, zeigt im fünften Satz aber erneut starke Nerven.


Die Kraft zum freudigen Springen im Kreis nach dem Spiel fehlte ein bisschen, vielleicht war es aber auch so ein klein wenig die Ernüchterung, nach einer 2:0-Führung noch den Umweg über den Tie-Break gehen zu müssen. Im Hexenkessel von Aachen hatte Allianz MTV nach zwei Sätzen scheinbar alles im Griff, war auf Kurs und hätte nach den sehr intensiven Wochen mit der Champions-League Kräfte sparen können. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Aachen kämpfte sich bravourös zurück, bei Allianz MTV wurden die Beine etwas schwerer, dann war auch das Publikum da. Und dennoch zeigte das Team von Konstantin Bitter wieder einmal eine unbändige Willensleistung im fünften Satz, ergatterte doch noch die zwei Punkte und sicherte sich den Sieg. 

Nach dem hochklassigen Spiel am Mittwoch gegen Scandicci in der Champions-League stellte Konstantin Bitter sein Team vor dem Auswärtsspiel in Aachen auf zwei Positionen um. Jolien Knollema bekam eine Pause, sie wurde durch Madelyn Robinson Kent ersetzt, für Libera Roosa Koskelo rückte ihr Pendant Florien Reesink in die Startformation. Robinson Kent war es dann auch, die das Treiben in der Sporthalle an der Neuköllner Straße punktemäßig eröffnete. Auch Breland Morrissette war früh auf Betriebstemperatur, per Ass markierte sie das 3:2. Allerdings - Aachen war von Beginn an ebenfalls voll da. Konstantin Bitter musste beim 7:10 die Auszeit nehmen, die Stimmung im Hexenkessel kochte. Stuttgart ließ sich jedoch nicht beirren, Milana Bozic verkürzte per Ass auf 9:10. Vor allem eine hatte bei Stuttgart Lust auf Volleyball. Krystal Rivers wurde von ihrer Zuspielerin oft eingesetzt, aber sie lieferte beständig. Was auch nötig war, denn Aachen ließ sich nicht abschütteln. Bis zum 18:16. Auch diesen Punkt hatte Krystal Rivers markiert, sie baute die Führung dann auch auf 21:19 aus, ein Veltman-Block sorgte für die Vorentscheidung in Satz Eins. 

Guter Start für die Gäste, es blieb allerdings bei der engen Angelegenheit. Wieder musste Konstantin Bitter früh die Auszeit nehmen, wieder antworteten seine Schützlinge sofort. Kelsey Veltman blockte zum 11:10, dann sorgte Krystal Rivers mit einem starken Winkel beim 17:16 für ein Highlight. Die US-Amerikanerin war weiter überragend unterwegs, markierte das 19:17 und veredelte dann eine Abwehr von der ebenfalls sehr starken Florien Reesink. Wieder hatte Allianz MTV in der Crunch-Time die Zügel angezogen, ganz im Stile eines Spitzenteams eben. Milana Bozic besorgte per Zuspielfinte schlussendlich die 2:0-Satzführung.  

Weiter ging die wilde Fahrt im nächsten Durchgang. Beide Mannschaften schenkten sich nichts, mal waren die Ballwechsel hochklassig, mal beendete die niedrige Halle eine Rallye früher, mal fehlte den Coaches die Challenge. Aachen ging viel Risiko im Aufschlag und Angriff, produzierte so aber auch einige Fehler. Allianz MTV selbst sorgte vor allem in Person von Krystal Rivers für Punkte, Kelsey Veltman blockte dann die Gastgeberinnen in die Auszeit (14:13). Weiter übernahm Rivers, am Ende hatte die Diagonalangreiferin neben der MVP-Wahl satte 25 Punkte auf dem Konto. Beim 21:19 wähnte sich Stuttgart schon auf der Siegerstraße - denkste. Aachen drehte die Angelegenheit nochmal komplett auf links und verkürzte zum 1:2. 

Satz vier startete suboptimal für „Stuttgarts schönsten Sport“, Konstantin Bitter reagierte auf den 1:5-Start mit einem Wechsel im Zuspiel und einer Auszeit. Ein Segura Palleres-Ass brachte Allianz MTV wieder in Schlagdistanz, die Spanierin zeichnete sich dann auch für den 13:13-Ausgleich verantwortlich. Auch Jolien Knollema kam nun in die Partie, die Niederländerin war dann auch zum 19:17 erfolgreich. Ehe das Drama seinen Lauf nahm. Aachen, angetrieben von den eigenen Fans und einer couragierten Leistung, übernahm in der Endphase des Durchgangs die Führung, wehrte mehrere Stuttgarter Matchbälle ab. Aber auch eine Charlotte Krenicky zeigte sich nervenstark, scorte etwa den zweiten Ball zum 24:24. Beide Teams trieben es auf die Spitze, Stuttgart hatte nach einem Krenicky-Block zum 30:29 wieder Matchball, auch den nutzte man nicht. Beim Stand von 31:31 kam es dann zu einer komplett aberwitzigen Szene. Während eines langen Ballwechsels rauschte Maria Segura Palleres mit einer Mitspielerin zusammen, war also eigentlich komplett gehandicapt. Trotzdem hielt sie, wohl eher unabsichtlich, bei einer Rettungstat den Rücken hin, hielt den Ball somit im Spiel. Breland Morrissette zeigte im Anschluss wichtigen Einsatz am Netz - und Aachen drosch den Ball ins Aus. Ekstase bei den Gästen, sogar Co-Trainer Vitus Raßhofer stand auf jubelnd auf dem Feld. Wieder Matchball Stuttgart - wieder vergab Allianz MTV. Und am Ende glich Aachen doch aus.  

Der Krimi sollte also seine Fortsetzung im Tie-Break finden. Da war Allianz MTV Stuttgart wieder komplett auf der Höhe. Charlotte Krenicky blockte zum 2:0, dann servierte die Belgierin zwei Asse nacheinander zum 6:1. Stuttgart ließ sich das nichtmehr nehmen, Antonia Stautz verwandelte am Ende eines dramatischen Spiels den Matchball.