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Foto: Jens Körner - Bildermacher Sport

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Beste Unterhaltung in der SCHARRena! Allianz MTV Stuttgart und der Dresdner SC liefern sich einen packenden Fight im Topspiel, den die Gastgeberinnen mit 3:2 (20:25, 25:21, 25:19, 15:25, 15:12) für sich entscheiden können.


Welch ein Auf-und-Ab in der mit 2.251 Zuschauern ausverkauften SCHARRena. Nach mehr als zwei Stunden intensiven Volleyballs durfte “Stuttgarts schönster Sport” in einer ekstatischen Halle mit den eigenen Fans feiern. Sieg im Topspiel, Sieg im Abnutzungskampf. Es war eine Achterbahnfahrt für alle Beteiligten, an deren Ende die Mentalitätsmonster von Allianz MTV Stuttgart jubeln durften. Schon wieder ging es am Samstagabend in den fünften Satz, wieder bewiesen Stuttgarts Volleyballerinnen, dass sie in dieser Saison eine Disziplin offensichtlich blendend beherrschen - den Tie-Break. Nach einem völlig missratenen vierten Durchgang schüttelte das Bitter-Team die Negativität des doch deutlichen 15:25 ab und spielte mit dem Publikum im Rücken wieder den Volleyball, den man vorher im Großteil der Partie schon gezeigt hatte. Mitreißend und erfolgreich. 

Bereits vor dem Spiel waren die Vorzeichen gut, dass es ein Volleyball-Spektakel in der SCHARRena werden könnte. Der Tabellenführer aus Dresden gab sich die Ehre, noch ungeschlagen waren die Sächsinnen angereist. Und auf der anderen Seite eine Stuttgarter Mannschaft, die auf Wiedergutmachung brannte. Das Spiel am Mittwoch in Potsdam, es sollte abgehakt werden. Bei den Gastgeberinnen konnte Headcoach Konstantin Bitter wieder auf Krystal Rivers zurückgreifen, zugleich rückte Breland Morrissette für Lucia Varela in die Startformation. Den Job auf Außen sollte zunächst das bewährte Duo Knollema/Segura Palleres erledigen, im Zuspiel begann Milana Bozic. Und Kapitänin Roosa Koskelo sollte sich, anders als am Mittwoch, im Vollzeitjob ihrer Libera-Tätigkeit nachgehen.

Der Mittelblock, bei dem es am Mittwoch noch so ein bisschen gehapert hatte, schien dieses Mal von Beginn an da zu sein. Kelsey Veltman schnappte sich den ersten Tip des DSC und eröffnete zum 1:0. Allerdings - der Start erinnerte dann doch an das Geschehen in Potsdam, schnell musste Konstantin Bitter beim 1:4 die Auszeit ziehen. In der Folge griffen dann aber auch bei Allianz MTV die Rädchen ineinander. Jolien Knollema griff stark diagonal zum 4:5 an, postwendend servierte Milana Bozic dann das Ass zum Ausgleich und erzwang auch beim Gast die schnelle Auszeit. Krystal Rivers zeigte im ersten Satz, wie wichtig sie für das Stuttgarter Spiel ist, punktete sehenswert longline zum 8:7 und zur Stuttgarter Führung. In der Folge neutralisierten sich beide Teams, dann kam vor allem eine auf Betriebstemperatur. Jolien Knollema servierte zwei Asse nacheinander und schickte den DSC beim 15:13 in die Auszeit. Aber auch dieser Vorsprung hielt nicht lange, Dresden konterte umgehend. Und das so gut, dass sich die Gäste gar vorentscheidend absetzen konnten. Konstantin Bitter versuchte dem unter anderem mit der Einwechslung von Charlotte Krenicky entgegenzuwirken, kam per Segura-Ass auch nochmal heran. Der DSC ließ sich aber nicht beirren und holte den ersten Satz in der SCHARRena.

Also - schwierige Situation für die Gastgeberinnen, es sollte natürlich heute vor heimischem Publikum anders als noch am Mittwoch laufen. Sie zogen sich dann auch zunächst selbst aus dem Schlamassel. Jolien Knollema eröffnete sehenswert, dann legte Kelsey Veltman das Ass nach. So richtig emotional wurde die SCHARRena zum ersten Mal, als Maria Segura Palleres nach langem Ballwechsel vorne konsequent am Netz agierte und zum 7:7 stopfte. Dresden blieb unbeeindruckt, ging wieder in Führung, baute diese auch auf zwei Punkt aus. Krystal Rivers hämmerte dann mal einen Ball longline ins Dresdner Feld - die Initialzündung für Stuttgarts schönsten Sport? Vorerst nicht, Bitter musste beim 11:14 die Auszeit nehmen. Die fruchtete dann endlich, vor allem weil Maria Segura Palleres direkt im Anschluss per Einer-Block die Richtung vorgab. Und der Doppelwechsel bei Stuttgart funktionierte. Milana Bozic und Pauline Martin brachten Schwung ins Spiel, letztere traf gleich mal genau die Linie, in der Folge nahm Dresden das Time-Out. War Kelsey Veltman egal, die Mittelblockerin (!) setzte artistisch Martin ein und die knallte das Ding auf die Linie zur 15:14-Führung. Die Halle war jetzt richtig wach, Dresden baute Fehler ein und Allianz MTV spielte sich in einen Rausch - wieder Auszeit Dresden. Kelsey Veltman nahm jetzt öfter am Netz das Heft in die Hand, die Mittelblockerin spielte in der Phase groß auf.   Und Jolien Knollema war ja auch noch da, die Niederländerin besorgte lang diagonal ins Feld das 21:17, für den erfolgreichen Satzball zeichnete sich dann Krystal Rivers verantwortlich.

Alles pari nach zwei Sätzen im Topspiel, beide Teams zeigten bis dato phasenweise wirklich guten Volleyball. Stuttgart nahm das Momentum direkt mit, Charlotte Krenicky blockte zum 2:1 und feierte dementsprechend. Stuttgart war jetzt wach, Kelsey Veltman überraschte den DSC mit ihrem Angriff zum 7:7, dann stopfte Jolien Knollema zum 9:8 und zur Dresdner Auszeit. Krystal Rivers setzte ein Statement zum 13:11, dann blockte Breland Morrissette krachend zum 14:11 - Momentum Stuttgart. Der Vorsprung hielt, weil Segura Palleres im Block stabil stand und auch im Angriff beständig punktete. Die eingewechselte Pauline Martin organisierte mit drei Punkten in Folge den Satzball, die Belgierin durfte dann auch höchstselbst zur 2:1-Satzführung verwandeln.

Die Führung im Rücken, die SCHARRena am Kochen - eigentlich war die Ausgangssituation jetzt wie gemalt für die Gastgeberinnen. Das bekamen diese allerdings irgendwie nicht richtig mit. Dresden kämpfte um den Tie-Break und die Gäste taten dies so gut, dass sie sich früh einen höheren Vorsprung herausspielten. Bei Stuttgart riss der Faden komplett, auch personelle Wechsel halfen nichts, zwischenzeitlich war man gar mit zwölf Punkten im Hintertreffen. Milana Bozic holte mal eine „Momentums-Punkt“ per Block, doch Dresden spielte den eigenen Stiefel konsequent runter. So ein bisschen gelang es Stuttgart, den Schaden am Ende einzudämmen und noch ein paar Zähler fürs Selbstvertrauen zu sammeln. Wer wusste denn zu dem Zeitpunkt, wozu diese noch gut sein konnten. Letztlich holte sich Dresden aber souverän den Satz und so musste die Entscheidung im Tie-Break fallen.

Der fünfte Satz, er war nur folgerichtig nach dieser Achterbahnfahrt bislang und diesen fünften Satz hatte dieses Topspiel aber auch verdient. Die eingewechselte Lucia Varela markierte den ersten Punkt für ihre Farben, danach sorgte Krystal Rivers per Angriff und Block für einen guten Stuttgarter Start. 3:1 und Auszeit Dresden. Die Star-Angreiferin donnerte den nächsten Angriff direkt ins Dresdner Feld, dann legte Lucia Varela das Ass zum 5:2 nach - wieder Auszeit DSC. Kelsey Veltman gelang ein immens wichtiger Block zum 7:4, bevor Milana Bozic dasselbe zum 8:4 und zum Seitenwechsel gelang - Tollhaus SCHARRena. Nach dem Seitenwechsel glänzte Milana Bozic mit einer Zuspielfinte zum 12:8, aber Dresden ließ sich nicht abschütteln und kam zum 11:12 ran. Allianz MTV zog irgendwie den Kopf aus der Schlinge. Jolien Knollema organisierte per Ass den Matchball und ein Dresdner Aufschlagfehler besiegelte den Sieg im Topspiel für Allianz MTV.

Kollektives Aufatmen bei den Gastgeberinnen und MVP Pauline Martin, mit diesem Sieg verkürzt man den Abstand auf den DSC. Zwar rutscht Stuttgart durch die Ergebnisse der Konkurrenz zunächst auf Rang vier ab, der Rückstand auf den Platz an der Sonne beträgt aber nur zwei Punkte. Und Selbstvertrauen hat das Bitter-Team vor der anstehenden Aufgabe in der CL auch gesammelt, am Donnerstag startet die europäische Reise gegen das polnische Team von Bielsko-Biala.

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Ergebnis: 3:2 / 100:102 (20:25 25:21 25:19 15:25 15:12)
Spieldauer: 124 Minuten (27, 28, 27, 24, 18) 
Zuschauer: 2.251 (ausverkauft)
MVP Gold: Martin, Pauline (Stuttgart)
MVP Silber: Lorber Fijok, Lorena (Dresden)

1. Schiedsrichter: Witte, Sabine (Dormagen)
2. Schiedsrichter:  Kellenberger, Jörg (Neulingen-Nußbaum)
Supervisor: Schmitt, Edgar (Rottendorf)

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